Glückwunsch: Ubisoft, jetzt bist du das neue EA

Seid ihr jetzt glücklich, liebe Leute bei Ubisoft? Ich muss schon sagen, in diesem Jahr habt ihr euch wirklich ins Zeug gelegt, um euren Ruf zu schädigen. Und jetzt seid ihr am Höhepunkt angekommen. Ihr habt es geschafft in einem Atemzug mit EA genannt zu werden, wenn es darum geht, die Videospieler dieser Welt, die Menschen, die für eure Umsätze, eure Renditen und Arbeitsplätze sorgen, hinters Licht zu führen und ihnen unfertige Spiele zum Vollpreis anzubieten. Doch auf EA soll in diesem Kommentar der Forbes nicht eingegangen werden. Es geht ganz alleine um Ubisoft und ihrem Jahr voller Pannen.

Wo wir schon von Pannen sprechen. Assassin’s Creed: Unity ist eine spielerische Panne. Gespickt mit Bugs und Glitches, welche zum Teil ein komödiantisches Fest sind. Sowohl die Fachpresse als auch die Spieler sind von dem Game wenig begeistert und beide Parteien sind sich einig: das neue Assassin’s Creed ist ziemlich unfertig im Handel erschienen. Da konnte selbst der Day One-Patch nicht viel ausrichten. Und dieser Fall hat das Fass nun zum Überlaufen gebracht. In einem Jahr, in welchem sich Ubisoft zu einem Schurken der Videospielwelt entwickelt hat und sogar EA brav erscheinen lässt, hat dieser Vorfall zum endgültigen Vertrauensbruch geführt. Die Folge ist ein Imageschaden, der nur sehr schwer wieder vergessen gemacht werden kann. Selbst EA hat noch an seinem Battlefield-Desaster aus dem letzten Jahr zu knabbern.

Aber beginnen wir von vorne mit der Akte Ubisoft. Was sind die Gründe dafür, dass sich der französische Publisher den Ruf ruiniert hat? Im Folgenden gibt es eine kleine Liste an Verfehlungen, die sich Ubisoft 2014 geleistet hat.

Fangen wir an mit Ubisofts neuer Marke Watch Dogs. Könnt ihr euch noch an die Gameplayszenen von der E3 erinnern? Wie verdammt gut die Grafik aussah, die dort präsentiert wurde? Im Nachhinein wurden die Spieler aber enttäuscht, die sich auf diese bombastische visuelle Präsentation gefreut haben. Das Endergebnis war weit entfernt von der grafischen Pracht des E3-Materials.

Kommen wir wieder zu Assassin’s Creed zurück und zu der Frage, warum es keinen weiblichen spielbaren Charakter gibt. Ubisoft machte es sich bei der Antwort ganz einfach und sagte lediglich, dass dies zu viel Arbeit bei der Animation verursachen würde. Was folgte war ein Sturm der Entrüstung und der Zorn der Spielergemeinschaft. Mal ehrlich, sind die Leute bei Ubisoft einfach nur zu faul, um diese Animationen zu erstellen oder würde diese Arbeit zu lange dauern und somit den jährlichen Rhythmus der Veröffentlichung stören? Beide Gründe wären einfach nur inakzeptabel.

Bleiben wir auch gleich bei den Assassinen. Vor dem Launch von Unity gab Ubisoft bekannt, dass man die Framerate auf 30 Bilder pro Sekunde beschränken werde, um eine noch filmreifere Erfahrung zu bieten. Aber die Fans lassen sich nicht für dumm verkaufen und vermuten hinter dieser Erklärung nur eine Ausrede der PR-Abteilung, um zu verheimlichen, dass die Entwickler vor einer technischen Hürde standen, die sie nicht überwinden konnten oder wollten. Und wer das neue Assassin’s Creed spielt, wird bemerken, dass die Entwickler noch nicht mal diese 30 FPS stabil halten können.

Vor dem Release von Unity wurden an die Fachpresse natürlich auch viele Muster verteilt, schließlich möchte man als Publisher auch Testberichte in den Magazinen sehen. Allerdings war man sich bei Ubisoft zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich sicher, dass die Wertungen aufgrund der, gelinde gesagt, ausbaufähigen Technik schlechter ausfallen werden, als man vermuten könnte. Und genau aus diesem Grund setzte man den Journalisten ein Review-Embargo, welches erst 12 Stunden nach dem Mitternachtslaunch zu Ende ging. Somit konnte der Publisher verhindern, dass die Vorbesteller des Spiels aufgrund der Testberichte ihre Bestellung stornieren. Und auch die ersten Käufer in den Geschäften konnten noch nichts von den vielen Bugs und Glitches wissen, die sich im Spiel befinden. Auf gut Deutsch gesagt: Man hat die zahlende Kundschaft ganz schön verarscht.

Aber hey, wer 60 Euro für ein unfertiges Spiel übrig hat, der hat bestimmt noch mehr überflüssiges Geld in der Tasche. So ungefähr muss man sich vorstellen, was in den Köpfen bei Ubisoft vorgehen muss, ansonsten könnte man sich nicht erklären, weshalb es in Assassin’s Creed Unity Mikrotransaktionen gibt, die im Paket von bis zu 99 Dollar verkauft werden. Für das Geld kann man sich auch zwei andere Vollpreistitel kaufen.

Dies war nur ein Auszug aus den Verfehlungen, die sich der französische Publisher geleistet hat. Mit Far Cry 4 am Horizont könnten noch weitere Negativmeldungen warten, doch dies ist nur Spekulation. Fakt ist, dass sich Ubisoft auf einem steinigen Weg befindet. Die Jungs und Mädels machen durchaus gute Spiele und wenn es die technischen Probleme bei Unity nicht gäbe, dann wäre es sicherlich auch ein gutes Spiel, mit dem man viel Spaß haben kann. Doch die aktuelle Politik schadet dem Vertrauen gegenüber dem Publisher und wird sich früher oder später auch auf die Verkaufszahlen auswirken.

Was auffällt ist vor allem die Tatsache, dass Ubisoft seinen Spielen immer toll gerenderte Cinematic-Trailer spendiert, aber immer öfter auch das im Vorfeld gezeigte Gameplay aufhübscht. Wie erwähnt ist dies bei Watch Dogs passiert und es sieht sehr danach aus, dass auch The Division dieses Schicksal ereilen könnte. Eine solche Präsentationspolitik könnte in der Zukunft dazu führen, dass Ubisoft richtig tolles Material zeigen kann, die Spieler werden trotzdem immer denken, dass das Endprodukt ohnehin nicht so schön aussehen wird.

Dieser Kommentar soll jetzt nicht als ein einziges Ubisoft-Bashing verstanden werden. Viele der angesprochenen Dinge werden auch von anderen Publishern so gehandhabt.

Auch andere Spiele wurden schon für E3-Präsentationen verschönert und auch andere Spiele benötigen Patches nach dem Release. Dies ist in der heutigen Spielebranche einfach Gang und Gäbe. Die Entwickler haben Zeitdruck und müssen ein Spiel fertigstellen. Dass dabei die Qualitätssicherung leidet, ist nachvollziehbar. Doch was sich Ubisoft aktuell mit Unity leistet, ist trotzdem eine Frechheit. Der Publisher wollte das Spiel unbedingt zum umsatzstarken Weihnachtgeschäft auf den Markt bringen. Trotz der offensichtlich bekannten Mängel wurde der Veröffentlichungstermin nicht verschoben. Selbst EA hat aus seinem eigenen Battlefield-Desaster gelernt und Hardline auf das nächste Jahr verschoben. Und ich hätte nie gedacht, dass ich diese Zeilen mal schreiben würde, aber: Ubisoft hätte sich mal an EA ein Beispiel nehmen sollen. Schließlich hat der Publisher mit Assassin’s Creed: Rogue noch ein anderes Spiel des Franchises in den Handel gebracht.

Diese aktuelle Firmenpolitik sollte jedenfalls mit Argwohn betrachtet werden. Ein solches Verhalten gegenüber den Fans ist inakzeptabel und darf sich nicht durchsetzen. Fängt ein Publisher damit an, macht es irgendwann ein anderer nach, sofern ersterer damit durchkommt. Natürlich wollen die Publisher mit den Spielen Geld verdienen, schließlich ist die Entwicklung eines solchen AAA-Blockbusters sehr kostspielig, trotzdem darf man diese Gier nach hohen Umsätzen nicht an den Spielern auslassen. Heutzutage gibt es kaum noch Spiele, für die man nur einmal Geld beim Kauf ausgibt. In vielen Fällen kauft man sich zuerst das Hauptspiel. Meistens werden im Nachhinein noch kostenpflichtige DLCs angeboten. Und immer öfter gibt es auch Mikrotransaktionen, die dabei helfen im Spiel schneller voran zu kommen oder um Spielgegenstände früher freizuschalten. Für letzteres gab es früher Cheatcodes, heute muss man, wie im Fall von Unity, bis zu 99 Dollar für das größte Credit-Paket dafür berappen.

Doch auch die Releasepolitik der Publisher ist mehr als fraglich. Ubisoft veröffentlicht jedes Jahr ein neues Assassin’s Creed. In diesem Jahr wurden sogar zwei Spiele zeitgleich in den Handel gebracht. Activision haut jedes Jahr ein neues Call of Duty raus, auch wenn der aktuelle Ableger positiv überraschen konnte. Auch Far Cry könnte nun dieses Schicksal ereilen und jedes Jahr einen neuen Teil bekommen. Dass bei einem solchen Rhythmus die Qualität der Spiele irgendwann auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand. Schließlich kann es während einer Entwicklung immer mal zu Problemen kommen, welche am Ende zu einem immensen Zeitdruck führen, der dafür sorgt, dass letztlich ein unfertiges Spiel im Handel erscheint. Liebe Publisher, bitte denkt vermehrt an die Spieler und nicht an die Investoren. Die Spieler kaufen eure Games. Wenn ihr die Fans mit unfertigen Spielen verprellt, dann habt ihr früher oder später keine Käufer mehr. Und was macht ihr dann? Ohne Käufer keine Investoren und dann habt ihr ein Problem. Wenn ihr also demnächst wieder ein Spiel rausbringt und bemerkt, dass es noch ein wenig Feinschliff benötigt, dann verschiebt es. Wir Spieler warten lieber ein paar Monate länger auf ein Spiel, als es schon frühzeitig in den Händen zu halten und zu erfahren, dass es erst nach mehreren Patches Spaß machen kann. Dann habt ihr eure guten Wertungen in der Fachpresse, die Spieler sind happy und eure Verkaufszahlen werden auch eure geliebten Investoren glücklich machen.

Denkt einfach an die folgenden vier Dinge, die eure Kunden wollen:

  1. Wir wollen ein Endprodukt, dass auch so aussieht, wie ihr es uns beworben habt.
  2. Redet eure Fehler nicht durch PR-Aktionen schön.
  3. Wir wollen ein funktionierendes Produkt beim Launch und keines, welches erst Wochen später Spaß macht.
  4. Wir wollen dafür respektiert werden, dass wir beim Kauf eurer Spiele viel Geld ausgeben und nicht noch weiter dazu angetrieben werden noch mehr Geld für dasselbe Spiel auszugeben.

Es ist wahrlich nicht zu viel verlangt, wenn ihr diese Punkte berücksichtigt. Euer oberstes Ziel sollte schließlich die Kundenzufriedenheit sein. Bleibt zu hoffen, dass Ubisoft aus seinen Fehlern lernt. Die Qualität hätten sie dazu.

Gaming
[next-gamer.de] · 14.11.2014 · 14:56 Uhr
[2 Kommentare]
 
Merz: CDU wieder klar positioniert und regierungsfähig
Berlin (dpa) - Vor dem CDU-Bundesparteitag hat sich der nordrhein-westfälische […] (13)
Miss USA bleibt bei The CW
The CW Network gab bekannt, dass es eine exklusive, mehrjährige Sendepartnerschaft mit der Miss USA-Wahl […] (00)
Natron Energy: In den USA geht ein Natrium-Ionen-Akku ohne Lithium in die Massenproduktion
Das Unternehmen Natron Energy gilt als eine der Vorreiterfirmen in Sachen Natrium-Ionen- […] (09)
Sky: FC Bayern fragt bei Spanier Lopetegui an
Berlin (dpa) - Bei der Suche nach einem neuen Trainer hat der FC Bayern München nach Sky- […] (02)
Maersk steuert durch Krisen: Große Ziele für 2024
Trotz globaler Spannungen hebt Maersk seine Gewinnerwartungen an: Ein unerwarteter Wendepunkt […] (00)
Hardware für Videospiele im Auto: Wie gefährlich ist der neue Trend?
Während es seit einer gefühlten Ewigkeit bei Fahrzeugen der entsprechenden Preiskategorie, für […] (06)
 
 
Suchbegriff