"Ghosting" auf dem Ausbildungsmarkt: Betriebe im Dilemma
Die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt nehmen weiter zu: Immer mehr Betriebe sehen sich mit der Tendenz des „Ghosting“ konfrontiert, bei dem zugesagte Ausbildungsplätze plötzlich und ohne Erklärung nicht angetreten werden. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg berichteten im Jahr 2023 bereits 25 Prozent der befragten Unternehmen von dieser Problematik.
Noch gravierender gestaltet sich jedoch der Mangel an geeigneten Bewerbern, denn mehr als die Hälfte der Betriebe konnte in diesem Jahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Diese Schwierigkeit wird somit zum doppelten Hindernis: Einerseits gibt es eine eingeschränkte Bewerberbasis, andererseits springen potenzielle Azubis im letzten Moment ab.
IAB-Forscherin Ute Leber betont, dass diese Kombination die Flexibilität der Betriebe bei der Ausbildungsplatzbesetzung spürbar einschränkt. Besonders große Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern berichten häufig von Bewerberabsprüngen als Grund für unbesetzte Lehrstellen.
Doch auch kleine Betriebe sind betroffen: 28 Prozent der Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern klagen über dieses Phänomen, ein Anstieg gegenüber 19 Prozent im Jahr 2013. Laut IAB-Forscherin Barbara Schwengler verursacht "Ghosting" nicht nur Frustrationen, sondern geht auch mit erheblichen betrieblichen Kosten einher, da in der Rekrutierung getätigte Investitionen verloren gehen.
Die Erkenntnisse basieren auf dem IAB-Betriebspanel, einer umfassenden und regelmäßig durchgeführten Unternehmensbefragung.