Geduld gefragt: Merz skizziert Deutschlands Reformkurs
In einer rhetorischen Mischung aus Geduld und Tatendrang hat Bundeskanzler Friedrich Merz die Wirtschaft aufgefordert, die Geduld für tiefgreifende Reformprozesse aufzubringen. Auf dem Arbeitgebertag in Berlin zog der CDU-Vorsitzende ein maritimes Bild heran: Deutschland sei kein wendiges Schnellboot, sondern ein beeindruckender Tanker mit mächtigen Motoren. Jedoch, so Merz, lasse sich ein solch großer Kahn nicht binnen weniger Tage um 180 Grad drehen. Vielmehr benötige es Zeit, um festgefahrene Strukturen zu lösen, die sich über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte verfestigt hätten.
Merz stellte klar, dass Deutschland nicht erst seit kurzem mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert ist. Er hob hervor, dass die Bundesregierung bereits zahlreiche Initiativen angestoßen habe. Dazu zählten steuerliche Entlastungen für Unternehmen, eine Neuausrichtung der Migrationspolitik sowie Maßnahmen zur Reduzierung von Bürokratie und Energiekosten. All diese Schritte, so der Kanzler, würden bald greifbare Ergebnisse zeigen. Zudem bekräftigte Merz seine Absicht, umfassende Reformen der Sozialsysteme zu erarbeiten.
In einer sich schnell wandelnden geopolitischen Landschaft mahnte der Kanzler zu einer nüchternen Betrachtung der „brutalen Wirklichkeit“. Als Beispiele benannte er den Ukraine-Krieg, das Aufkommen autoritärer Systeme weltweit, Chinas aggressive Außenpolitik und die handelspolitischen Bestrebungen des US-Präsidenten, der mit Zöllen die Maxime „America first“ umzusetzen versucht.

