Friedens-Bier bei Barack Obama

Washington (dpa) - Am Ende schienen die Wogen geglättet, Barack Obamas «Bier-Gipfel» tat offenbar seine Wirkung: Nach einem gemeinsamen Umtrunk der Kontrahenten in einer angeblich rassistischen Polizeiaktion mit dem US-Präsidenten haben alle Beteiligten versöhnliche Töne angeschlagen.

Obama nannte die ungewöhnliche Runde am Donnerstag im Rosengarten des Weißen Hauses mit dem schwarzen Harvard-Professor Henry Louis Gates und dem weißen Polizisten James Crowley hinterher «freundlich und nachdenklich». Für Crowley war das Treffen bei schönstem Sommerwetter rund um einen weißen Tisch bei Erdnüssen und Knabbergebäck «herzlich und produktiv», ähnlich äußerte sich Professor Gates. Doch legte der Konflikt wieder einmal offen, wie sehr das Thema Rassismus noch immer an Amerika nagt.

Der Polizist hatte vor zwei Wochen zu nächtlicher Stunde den 58- jährigen Gates beim gewaltsamen Öffnen der Tür seines eigenen Hauses festgenommen, obwohl der Wissenschaftler sich als Eigentümer ausweisen konnte. Der Professor für Afro-Amerikanistik warf dem Polizisten rassistisches Verhalten vor. Tage später bezeichnete Obama die Polizeiaktion gegen seinen Freund Gates als «dumm». Später bedauerte er seine Worte und nannte sie «unglücklich».

«Ich habe immer daran geglaubt, dass das, was uns zusammenbringt, stärker ist als alles Trennende», meinte Obama nach dem Treffen, an dem überraschend auch Vizepräsident Joe Biden teilnahm. «Ich hoffe, dass wir alle diese positive Lehre aus dieser Episode ziehen.» Als «lehrreichen Moment» hatte der Präsident schon zuvor den Fall bezeichnet, der in den USA riesigen Wirbel ausgelöst hatte. Und ausgerechnet Obama, der auch antrat, das amerikanische Kreuz mit Rasse und Rassismus überwinden zu helfen, fand sich plötzlich inmitten der erbitterten Debatte um unausrottbare Vorurteile. Im erzkonservativen US-Fernsehsender FoxNews nannte der populistische Moderator Glenn Beck den Präsidenten gar unverhohlen einen Rassisten.

Alle seien übereingekommen, nun nach vorne zu schauen, sagte Crowley nach dem Treffen. Allerdings habe auch niemand Entschuldigungen ausgesprochen. Er und Gates hätten nicht alle Meinungsverschiedenheiten bereinigt. «Wir sind übereingekommen, in einer bestimmten Sache nicht dieselbe Sicht zu haben.» Worum es ging, wurde zunächst nicht klar. Beide hätten ein Folgetreffen ausgemacht und wollten auch telefonisch in Kontakt bleiben, «um voneinander zu lernen», sagte Crowley. Professor Gates ließ mitteilen, jeder habe etwas von der Runde mitgenommen. «Wir können alle wichtige Änderungen vornehmen.»

Doch die Wunde des Rassismus klafft in den USA weiterhin weit offen. «Eine der Lehren ist, dass wir die Schwelle zu einem Zeitalter jenseits von Rassenfragen noch nicht ganz überschritten haben», meint die prominente schwarze Politik-Strategin Donna Brazile. «Es zu erleben, ist zwar die nationale Hoffnung, aber nicht die Alltagswirklichkeit», befand die Demokratin. Es wundere sie nicht, dass in einer Erhebung eine deutliche Mehrheit der Weißen den schwarzen Professor als Hauptschuldigen des Konflikts sehen, es sich bei den befragten Schwarzen derweil genau umgekehrt verhält.

Auch bei den US-Brauern legte sich übrigens unterdessen die Empörung. Sie hatten scharf kritisiert, dass die zuerst für die Runde vorgesehenen Biere - «Budweiser light» für Obama, «Red Stripe» für Gates und «Blue Moon» für Crowley - durch Brauerei-Verkäufe keine echten amerikanischen Produkte mehr seien. Am Ende schwenkte der schwarze Professor dann doch noch auf ein «Sam Adams Light» um - das Bier einer kleinen, aber uramerikanischen Brauerei in Boston.

Präsident / Rassismus / USA
31.07.2009 · 13:48 Uhr
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