Europäische Unternehmen skeptisch gegenüber Wachstumschancen in China
Die Zuversicht europäischer Firmen in Bezug auf ihre Geschäftsaussichten in China ist einem historischen Tiefpunkt angelangt. Laut einer Studie der EU-Handelskammer sind 23 Prozent der befragten Unternehmen skeptisch, was ihre Entwicklungschancen in den kommenden zwei Jahren angeht – ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Pessimismus. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies mehr als eine Verdopplung, während der Anteil optimistisch gestimmter Firmen von 55 auf 32 Prozent sank.
Die wachsende Zurückhaltung spiegelt eine Vielzahl von Problemen wider. Jens Eskelund, Präsident der EU-Handelskammer in Peking, bindet den chinesischen Führungskräften auf die Nase, dass trotz Ankündigungen, das Geschäftsumfeld zu verbessern, konkrete Maßnahmen fehlen, um das Vertrauen der Investoren zu stärken. Die in 2020 begonnene Aufbruchsstimmung wurde durch tiefgreifende strukturelle Hürden sowie unklare politische Signale aus Beijing gedämpft.
In der Tat rangieren wirtschaftliche Abkühlung, die schwache weltweite Konjunktur und geopolitische Spannungen ganz oben auf der Liste von Herausforderungen, mit denen die Firmen konfrontiert sind. Der Wettbewerb mit lokalen Anbietern wird ebenfalls zunehmend intensiver.
Die Studie registriert weiterhin einen Rückgang von Unternehmen, die ihre Investitionen in China als prioritär betrachten. Von anfänglichigen 15 und 12 Prozent sank die Bewertung auf bisherige Niedrigwerte. Investitionspläne werden zunehmend umgeleitet zu Märkten, die als zuverlässiger und transparenter gelten. Die Reinvestitionsbereitschaft in China schwindet, und bei 42 Prozent der Befragten fallen Expansionspläne mager aus.
Die Ergebnisse betonen auch eine problematische Überkapazität in vielen Industriebereichen Chinas. Besonders betroffen sind das Baugewerbe und die Automobilindustrie. Als Hauptgründe für die überschüssigen Kapazitäten werden übermäßige Investitionen in die heimische Fertigung und unzureichende Nachfrage sowohl auf dem chinesischen als auch auf dem Weltmarkt genannt.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zudem Chinas Subventions- und Handelsgebaren öffentlich kritisiert und signalisiert, dass Exzesse nicht länger hingenommen werden. Die EU erwägt daher die Einführung von Ausgleichszöllen auf bestimmte chinesische Produkte.
Insgesamt schlägt die Studie eine nachdenkliche Note an und legt nahe, dass eine Neubewertung der Marktstrategien europäischer Unternehmen in China unumgänglich sein wird. (eulerpool-AFX)