Europa im Zug-Rausch: Die Deutsche Bahn auf Expansionskurs
Der europäische Fernverkehr profitiert von einem deutlichen Aufschwung, an dem die Deutsche Bahn mit wachsenden Direktverbindungen aktiv teilhat. In Zusammenarbeit mit anderen europäischen Bahngesellschaften wird das Streckennetz kontinuierlich ausgebaut. Eine mögliche neue Route könnte schon bald die britische Hauptstadt London umfassen. Doch wie schlagkräftig ist die internationale Präsenz der Deutschen Bahn wirklich, und wo gibt es noch Potential zur Verbesserung?
Direktverbindungen zwischen europäischen Metropolen sind nach wie vor rar. Ein integriertes europäisches Bahnnetzwerk bleibt ein Wunschtraum für die meisten Reisenden. Dennoch vermarktet die Bahn ihre wenigen internationalen Strecken mit breitem Medienecho. Ab Ende 2024 wird es eine tägliche Verbindung zwischen Berlin und Paris geben – mit einer Reisezeit von etwa acht Stunden.
Sebastian Wilken, der auf seinem Blog „Zugpost“ über internationales Zugreisen berichtet, sieht diese Routen zwar als bedeutende Fortschritte, aber auch als PR-Maßnahmen: "Ein Zug täglich ersetzt kaum drei Flüge." Laut Wilken wären gut koordinierte Umstiege eine realistische und ebenso vorteilhafte Alternative.
Das Wachstumspotenzial der Bahn ist besonders auf längeren Strecken enorm. So stieg die Nachfrage auf Reisen über vier Stunden von 2023 auf 2024 um fünf Prozent, während kürzere Strecken nur um 1,5 Prozent zunahmen. Beliebt ist die Strecke Berlin-Krakau mit einem Anstieg von fast 30 Prozent, gefolgt von Hamburg-Kopenhagen mit 19 Prozent.
Eine künftige Direktverbindung von Frankfurt nach London könnte die Reisezeit auf fünf Stunden verkürzen. Allerdings ist unklar, wann und ob diese Pläne umgesetzt werden. Weitere neue Direktverbindungen nach Italien, in Zusammenarbeit mit Trenitalia und der ÖBB, sind ab Ende 2026 geplant.
Laut der Allianz pro Schiene sind direkte Bahnverbindungen zu Deutschlands Nachbarländern meist schon heute gut ausgebaut. Jedoch sind viele Grenzübergänge noch nicht ausreichend elektrifiziert, besonders Richtung Osteuropa. Der Ausbau der Infrastruktur ist hier noch eine große Aufgabe.
Die Deutsche Bahn bietet bereits Verbindungen in viele europäische Länder, Abseitsrouten nach Spanien, Schweden oder ins Baltikum fehlen hingegen noch weitgehend. Einige bestehende Strecken wie nach Budapest von Hamburg über Berlin und Dresden oder von München nach Venedig sind jedoch gute Beispiele für das Potenzial des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs.