Elektroautos im Eigenzulassungs-Boom: Künstliches Wachstum auf Kosten des Gebrauchtwagenmarktes
Die stetig steigende Zahl von Eigenzulassungen für Elektrofahrzeuge spiegelt ein klares Ungleichgewicht auf dem Automobilmarkt wider. Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen, dass fast jedes vierte neu zugelassene Elektrofahrzeug im laufenden Jahr auf Hersteller und Handel entfällt – eine besorgniserregende Entwicklung im Vergleich zu einer Quote von eins zu sechs vor zwei Jahren.
Diese Praxis beeinflusst nicht nur die Marktstatistiken, sondern übt erheblichen Druck auf die Gebrauchtwagenpreise aus. Thomas Peckruhn, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), bewertet die Entwicklung als alarmierendes Warnsignal. 'Echte Kundennachfrage' fehlt, und der Markt wird durch 'künstliche Impulse' geprägt.
Besonders zurückhaltend zeigen sich Privat- und Gewerbekunden, insbesondere bei Elektrofahrzeugen, was die vermeintlich hohen Wachstumsquoten in der Elektromobilität als stark überzeichnet erscheinen lässt. Ein markanter Beleg: Die BEV-Eigenzulassungen stiegen um über 50 Prozent innerhalb von zwei Jahren, wobei der Anteil am Gesamtzulassungsvolumen auf 18,4 Prozent anstieg – ein Plus im Vergleich zu den Vorjahren, auch ohne Umweltbonus.
Hersteller und Händler nutzen Eigenzulassungen, um trotz schwacher Nachfrage ihre Absatzziele zu erreichen, und bieten diese Fahrzeuge schnell als junge Gebrauchtwagen mit Preisnachlässen an. Diese Praxis hat zur Folge, dass Gebrauchtwagenpreise, besonders bei Elektroautos, unter Druck stehen.
Laut DAT sanken die Restwerte von Elektroautos drastisch von 58,1 Prozent vor zwei Jahren auf 48,8 Prozent im Oktober, während Verbrenner vergleichsweise stabil bleiben. Für potenzielle Neuwagenkunden zeichnen sich jedoch Herausforderungen ab.
Niedrige Restwerte können zu hohen Leasingraten führen, auch wenn die Preisdynamik für neue Elektroautos im Laufe des Jahres von steigenden Rabatten geprägt ist. ZDK-Präsident Peckruhn betont, dass nicht der hohe Anschaffungspreis, sondern teure Ladekosten und unzureichende Ladeinfrastruktur ursächlich für die schleppende Nachfrage sind – trotz einer stetig wachsenden Auswahl an erschwinglichen kleinen und mittelgroßen BEVs.

