Sportwagentochter AMG hat neuen Chef
Ein Wechsel mit Signalwirkung
AMG zählt zu den profitabelsten Bereichen des Stuttgarter Konzerns. Die Marke steht für hochmotorisierte Performance-Fahrzeuge und verantwortet jährlich mehr als 100.000 stark modifizierte Mercedes-Modelle. Nur wenige Fahrzeuge – etwa die GT-Baureihe – entstehen vollständig in Affalterbach.
Der bisherige Geschäftsführer Michael Schiebe war Anfang Dezember in den Mercedes-Vorstand gewechselt, wodurch die Position vakant wurde. Weckbach soll nun den Kurs fortsetzen und gleichzeitig eine neue Phase der Transformation prägen.
Weckbachs Hintergrund: Porsche, VW, Elektrostrategie
Der 49-Jährige bringt langjährige Erfahrung in der Sportwagenwelt mit. Er arbeitete 15 Jahre bei Porsche, leitete Baureihen und war als Projektleiter maßgeblich am Elektro-Modell Taycan beteiligt. 2023 holte ihn VW-Konzernchef Oliver Blume als Strategiechef nach Wolfsburg. Weckbach galt zeitweise als möglicher Porsche-Vorstandsvorsitzender, scheiterte allerdings am Aufsichtsratsvotum – ein Entscheid, der den Weg für seinen Wechsel zu Mercedes geebnet haben dürfte.
AMG als Cashcow in einem schwierigen Markt
Während Mercedes im Kerngeschäft mit sinkender Nachfrage, einem holprigen Elektrohochlauf und zunehmendem Preisdruck kämpft, läuft AMG nahezu ungebremst weiter. In den ersten neun Monaten 2025 stiegen die Verkäufe auf über 102.000 Einheiten – ein Plus von sieben Prozent. Vor allem die GT-Baureihe bleibt ein Bestseller.
Auch das Geschäft mit AMG-Designlinien, die Kunden für reguläre Mercedes-Modelle ordern können, füllt die Kassen: Lackierte Radlaufverkleidungen oder markante Kühlergrills bringen Millionenerlöse – und Margen von weit über 15 Prozent. Die gesamte Mercedes-Autosparte kommt im Vergleich nur auf 4,1 Prozent Rendite.
Große Verantwortung und neue Modelle
Weckbach übernimmt neben AMG auch die Leitung der sogenannten TEV-Gruppe, die Top-End-Vehicles wie die G-Klasse und Maybach umfasst. Gerade hier sieht Mercedes große Wachstumschancen im globalen Luxussegment.
Der neue AMG-Chef muss zudem eine der größten Modelloffensiven der Firmengeschichte steuern. Zwischen 2025 und 2028 erneuert Mercedes sein Portfolio umfassend, darunter auch zahlreiche Performance-Modelle.
Erstes Elektroauto von AMG ab 2026
Im Mittelpunkt steht das erste vollelektrische AMG-Modell, das 2026 starten soll. Das Projekt läuft unter dem Namen AMG GT XX und basiert auf der neuen Plattform AMG Electric Architecture. Die Erwartungen sind hoch: AMG muss beweisen, dass sich elektrische Performance ebenso emotional verkaufen lässt wie Verbrennersportwagen.
Parallel arbeitet das Unternehmen an einem neuen V8-Motor – ein Zugeständnis an Kunden, die die Klangkulisse klassischer Sportwagen weiterhin schätzen. AMG ist mit seinem Manufakturprinzip „One man, one engine“ eng mit Hochleistungsverbrennern verbunden. Ein vergleichbares Signature-Element für Elektroantriebe steht noch aus.
Ausbau der G-Klasse – auch als Cabrio
Die Verantwortung für die G-Klasse bringt zusätzliche Aufmerksamkeit. Mercedes plant nicht nur eine kleinere „g-Klasse“, sondern auch ein neues Cabrio-Modell. Beide sollen die hohe Nachfrage nach Lifestyle-Offroadern bedienen und die starke Marge der Baureihe sichern.
Ein Aufstieg mit Perspektive
Weckbach tritt eine anspruchsvolle Rolle an – mit direktem Einfluss auf Technik, Produktion, Vertrieb und Einkauf. Für Mercedes ist die Personalie ein strategisches Signal: Die Sportmarke soll trotz schwieriger Marktbedingungen wachsen und gleichzeitig ihre Transformation ins Elektrozeitalter meistern.
AMG bleibt damit ein Schlüsselgeschäft – und für Weckbach eine Chance, sich als möglicher künftiger Kandidat für höhere Aufgaben im Konzern zu positionieren.


