Deutschland bleibt Strompreis-Spitzenreiter – trotz politischer Entlastungsversprechen
Mit durchschnittlich 38 Cent pro Kilowattstunde zahlen deutsche Haushalte im internationalen Vergleich weiterhin einen der höchsten Strompreise. Nur in vier Regionen weltweit – darunter Dänemark, Irland, Belgien sowie das britische Überseegebiet Bermuda – ist Elektrizität für Privatverbraucher noch teurer. Dies geht aus einer Analyse des Vergleichsportals Verivox in Zusammenarbeit mit Global Petrol Prices hervor.
Im globalen Mittel liegt der Strompreis bei lediglich 15 Cent je Kilowattstunde – weniger als die Hälfte des deutschen Durchschnitts. Selbst im kaufkraftbereinigten Vergleich rangiert Deutschland mit Platz 22 von 143 Staaten noch im oberen Viertel. Besonders belastend wirkt sich der Preis in Ländern wie Sierra Leone oder Kenia aus, wo niedrige Einkommen auf hohe Tarife treffen.
Die Ursachen für die hohen Kosten in Deutschland liegen laut Verivox-Experte Thorsten Storck vor allem in gestiegenen Netzentgelten, Steuern und Umlagen. Zusätzlich treiben Gaskraftwerke, die im Großhandel häufig als Preisanker fungieren, die Kosten nach oben – insbesondere in Zeiten schwacher Einspeisung erneuerbarer Energien. Der Zusammenhang zwischen Gaspreisen, CO₂-Kosten und Stromtarifen ist damit direkter, als viele Verbraucher vermuten.
Trotzdem gibt es Einsparpotenzial: Während Tarife in der teuren Grundversorgung oft bei über 35 Cent beginnen, bieten einige Versorger Alternativen ab etwa 26 Cent pro Kilowattstunde an. Verbraucherschützer raten zu Vertragslaufzeiten von einem Jahr mit Preisgarantie und zur Prüfung der Anbieter-Seriosität.
Die Bundesregierung will gegenzusteuern. Union und SPD kündigten im Koalitionsvertrag an, Strom für Haushalte und Unternehmen um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde zu verbilligen. Geplant sind unter anderem eine Senkung der Stromsteuer und eine Deckelung der Netzentgelte. Ob und wann die Maßnahmen greifen, bleibt jedoch offen – konkrete Umsetzungspläne liegen bislang nicht vor.