Datenschutz soll kein Selbstzweck werden“
Bei der BvD-Herbstkonferenz sprechen rund 300 Fachleute über „Next Level Privacy“
Berlin, 18.10.2023 (PresseBox) - „Datenschutz soll den Betroffenen dienen und kein Selbstzweck werden.“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorstandsvorsitzende des Berufsverbands der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V.,Thomas Spaeing, am heutigen Mittwoch in München dieBvD-Herbstkonferenz „Wirtschaft trifft Aufsicht“, an der rund 300 Datenschutzfachleute teilnehmen. Er warnte zugleich, die Gesetzgeber in Brüssel und Berlin dürften keine „theoretischen, vollkommen überzogenen Forderungen“ aufstellen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen seien nicht in der Lage, die teils widersprüchlichen Aussagen der einzelnen Rechtsakte umzusetzen. Auch verfügten sie nicht über das Knowhow, sich in die verschiedenen Verordnungen juristisch einzuarbeiten. Ziel der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist es, so unterstrich Spaeing, einen risikobasierten Datenschutz zu entwickeln, der von den Verantwortlichen prozessual umgesetzt werden kann. „Wir entfernen uns davon in immer rasanterem Tempo“, sagte er. Datenschutzbeauftragten falle es zunehmend schwer, die Diskrepanz zwischen dem unternehmerischen Alltag und dem angestrebten Zweck des Datenschutzes einerseits und dem manchmal hohen Theoretisierungsgrad andererseits zu erklären. Zugleich appellierte er an die Datenschutzbeauftragten: „Wir Datenschützer tun gut daran, den Schutzzweck nicht aus den Augen zu verlieren und uns mit weniger Komplexität zufrieden zu geben, anstatt diese zu erhöhen.“ Wenn Unternehmen und Verwaltungen das Gefühl hätten, etwas Sinnvolles und Machbares sei entstanden, „dann haben wir auch den Betroffenen geholfen“. In diesem Zusammenhang hat der BvD für die für 2024 geplante DSGVO-Evaluierung konkreteVorschläge vorgelegt, wie bürokratische Hürden abgebaut werden können, um insbesondere auch KMU zu entlasten.
Michael Will
Prof. Dr. Tobias Keber
Judith Gerlach
Benjamin Brake
Nach dem heutigen Auftakt spricht am morgigen Donnerstag bei der Herbstkonferenz unter anderem die schleswig-holsteinische LandesdatenschutzbeauftragteDr. h.c. Marit Hansenüber „Herausforderung KI: Datenschutz als Königsdisziplin im Dekathlon der (Grund-) Rechte?“. Am Freitag schließt sich derBehördentagan, der sich speziell an Datenschutzbeauftragte öffentlicher Einrichtungen richtet. In den Key Notes sprichtBernd Geisler, Leiter des Landesamtes für IT-Sicherheit Bayern, zum Thema Cybersecurity undDr. Hans Michael Strepp, Amtschef des bayerischen Staatsministeriums für Digitales, über die Frage: „Wird KI die Arbeit öffentlicher Stellen verändern?“ Weitere Themen sind unter anderem Digitalisierung in Schulen und Datenschutz in der medizinischen Forschung.