Chinas Handel steht vor Herausforderungen: Importe schrumpfen unerwartet
Chinas Exportsektor verzeichnet im November einen unerwarteten Dämpfer, da das Wachstum der Ausfuhren deutlich langsamer ausfiel als im Vormonat. Entgegen der Erwartungen schrumpften die Importe sogar, ein alarmierendes Signal für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Aussicht auf die mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus wirft neue Schatten auf die Handelsbeziehungen. Der gewählte Präsident der USA hat angekündigt, einen zusätzlichen Zoll von 10% auf chinesische Waren zu erheben, um Peking zum Handeln gegen den illegalen Handel mit Chemikalien, die zur Herstellung von Fentanyl genutzt werden, zu bewegen.
Im vergangenen Monat stiegen die Exporte nur um 6,7%, was unter den Prognosen von 8,5% seitens einer Umfrage von Reuters und dem kräftigen Zuwachs von 12,7% im Oktober lag. Noch besorgniserregender sind die Importe, die um 3,9% fielen – der schlechteste Wert seit neun Monaten –, während ein moderater Anstieg von 0,3% erwartet worden war. Diese Entwicklung befeuert den Ruf nach weiteren Politikmaßnahmen zur Stärkung der Binnennachfrage.
Zusätzliche Herausforderungen drohen in Form ungelöster Spannungen mit der Europäischen Union, die Zölle von bis zu 45,3% auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge erhebt. Diese könnten eine zweite Front in Pekings Handelskriegen mit westlichen Nationen eröffnen. Angesichts der Bedeutung der Exporte für Chinas Wirtschaft, die durch lang anhaltende Immobilienkrisen bereits angeschlagen ist, bergen die angedrohten US-Zölle ein erhebliches Risiko.
In dieser angespannten Lage empfehlen Regierungsberater, dass Peking sein Wachstumsziel für das kommende Jahr bei unveränderten 5% belässt und stärkere Stimuli zur Abwehr der US-Zölle erwägt. Das Augenmerk solle dabei auf der Nutzung des großen Binnenmarktes liegen.
Experten betonen die schwache globale Nachfrage, mit Ländern wie Südkorea und Vietnam, die ebenfalls Verzögerungen in ihren Exporten aufweisen. Xu Tianchen, Senior Economist bei der Economist Intelligence Unit, beobachtet erste Anzeichen eines Handelsvorziehens, um sich auf die angekündigten Trump-Zölle vorzubereiten. Der volle Effekt davon soll jedoch erst in den kommenden Monaten spürbar werden.
Chinas Handelsüberschuss stieg im letzten Monat auf 97,44 Milliarden Dollar an, ein Plus gegenüber 95,72 Milliarden Dollar im Oktober. Das schwache Importergebnis sei, so Xing Zhaopeng, Senior-Stratege von ANZ, auf fallende Rohstoffpreise zurückzuführen. Der weltweit führende Rohölkäufer importierte 48,52 Millionen Tonnen – ein Anstieg um 14,3% – dank günstigerer Preise aus dem Nahen Osten. Chinas Kohleimporte erreichten mit einem Anstieg von 26% im Jahresvergleich einen Rekordwert, da die Kosten für importierte Kohle niedriger als die für inländische waren. Kupferimporte erreichten gar ein Jahreshöchstniveau, befeuert durch Lieferungen aus Afrika und Nachkäufe zur Auffüllung der Lagerbestände – ein hoffnungsvolles Zeichen für eine Verbesserung des Immobiliensektors.

