Bundespräsident Steinmeier fordert bessere Kommunikation der Regierung und Zusammenarbeit mit der Opposition
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die deutsche Bundesregierung dazu aufgerufen, ihre Entscheidungen den Bürgern besser zu erklären und auch die Opposition einzubinden. Dieses Plädoyer des Staatsoberhaupts erfolgte vor dem Hintergrund sinkender Umfragewerte der Ampel-Koalition und der Verunsicherung der Bevölkerung aufgrund mehrerer aufeinanderfolgender Krisen. In einem Interview mit der 'Süddeutschen Zeitung' sagte Steinmeier: 'Die Regierung muss ein Interesse daran haben, Entscheidungen ausreichend zu kommunizieren und von der Bevölkerung akzeptieren zu lassen, anstatt dass interner Streit nach außen dringt und die Glaubwürdigkeit der Regierung schmälert.'
Steinmeier räumte ein, dass die Debatten in Deutschland hitziger geworden seien und populistische Positionen immer mehr Akzeptanz fänden. Dies erschwere das Regieren zusätzlich und führe zu Unruhe bei den politischen Verantwortlichen. Vor diesem Hintergrund betonte der Bundespräsident die Bedeutung von Zusammenarbeit und betonte, dass die Bürger erwarten, dass die Verantwortlichen in den Parlamenten erkennen, wann es wirklich ums Ganze geht. Als Beispiele für solche Zusammenarbeit in der Vergangenheit nannte er die Fragen der Westbindung, der Ostverträge und den Asylkompromiss von 1993. Steinmeier äußerte die Hoffnung, dass eine Zusammenarbeit zwischen Regierung und Opposition auch in der aktuellen Situation möglich ist.
In der Tat gibt es bereits seit längerem Forderungen nach mehr Zusammenarbeit. Der CDU-Chef Friedrich Merz beklagt beispielsweise, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) Angebote zur Zusammenarbeit, zum Beispiel für einen parteiübergreifenden Kompromiss zur Begrenzung der ungeordneten Zuwanderung nach Deutschland, nicht annimmt. Auch Ministerpräsidenten aus den Ländern beklagen das schlechte Verhältnis zwischen Bund und Ländern. Merz signalisierte erneut die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, obwohl dies aufgrund des Umgangs der Ampel-Koalition damit außergewöhnlich schwer werde. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schlug eine 'Allianz der Mitte' vor und schlug ein baldiges Treffen von Scholz mit den Länderchefs vor, um über die Migrationspolitik zu sprechen.
Auch Kanzler Olaf Scholz räumte Verbesserungsbedarf beim Erscheinungsbild der Koalition aus SPD, Grünen und FDP ein. In einer Video-Botschaft betonte er die Notwendigkeit von Kompromissen und erklärte, dass Demokratie vom Kompromiss lebe. Der Co-Parteichef der Grünen, Omid Nouripour, betonte ebenfalls die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation und einer ausführlichen Erklärung der Schritte, die unternommen werden müssen. Die Parteien müssen vorab nachvollziehbar erklären, was, warum und wie sich etwas ändern soll, bevor die erforderlichen Entscheidungen getroffen werden, so Nouripour.
Eine aktuelle Umfrage des Insa-Meinungsforschungsinstituts für die 'Bild am Sonntag' bestätigt den Ansehensverlust der Ampel-Koalition. Demnach sind 76 Prozent der Bevölkerung mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden, während nur 17 Prozent zufrieden sind - der schlechteste Wert seit dem Amtsantritt im Dezember 2021. In der Sonntagsfrage liegt die SPD bei 15 Prozent (-1), während die Union mit 30 Prozent doppelt so stark wäre. Die Grünen (12 Prozent) und die FDP (5 Prozent) halten ihre Werte, während die AfD einen Punkt auf 22 Prozent verliert. Die Linke (4 Prozent) und die Freien Wähler (3 Prozent) würden den Einzug in den Bundestag verfehlen. (eulerpool-AFX)