Brandenburg vor wegweisender Entscheidung: Reform des Rundfunksystems auf dem Prüfstand
Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Brandenburg, das als letztes Bundesland inmitten einer krisengeschüttelten SPD/BSW-Koalition über die längst überfällige Rundfunkreform von ARD, ZDF und Deutschlandradio abstimmt. Der Landtag in Potsdam hält heute die wegweisende Abstimmung ab, bei der die Koalitionspartner ihre Differenzen ausfechten. Besonders das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), welches seit fast einem Jahr die Regierungsgeschäfte mit der SPD führt, zeigt sich uneinig. Während das Kabinett mit Beteiligung der BSW der Reform zugestimmt hatte, scheinen die internen Spannungen nun die Mehrheit der Fraktion gegen die Staatsverträge aufzubringen. Dass die CDU-Opposition angekündigt hat, gemeinsam mit der SPD für die Reform zu stimmen, verleiht der Abstimmung eine zusätzliche Brisanz.
Ungeachtet der strömenden Fraktionsdifferenzen bei der BSW, wird Finanzminister Robert Crumbach aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Ja-Votum auftreten. Kürzlich hatten vier BSW-Abgeordnete die Partei wegen 'autoritären Tendenzen' verlassen, jedoch ihre Unterstützung für die Koalition betont und angekündigt, bei der Abstimmung den Saal zu verlassen, um die Mehrheitsverhältnisse nicht zu gefährden. Die SPD mahnt zu einer geschlossenen Linie in der Koalition, ist jedoch bereit, das BSW-Verhalten vorerst zu dulden.
Der neue Reformstaatsvertrag zielt darauf ab, ARD, ZDF und Deutschlandradio digital zukunftsfähig und organisatorisch effizienter zu gestalten. Dabei steht ebenso die Straffung des Programms im Fokus wie auch eine Erweiterung des Jugendmedienschutzes durch einen begleitenden Staatsvertrag. Trotz dieser Pläne drängt die BSW auf weitergehende Reformen und äußert Bedenken über mögliche staatliche Überregulierungen im Bereich des Jugendschutzes. Die geplante Erlasswirkung zum 1. Dezember stellt den ambitionierten zeitlichen Rahmen dar, dem nun Brandenburg den letzten, entscheidenden Funken verleihen könnte.

