Boeing erleidet erneuten Rückschlag: Teil der Passagierkabine bricht aus Mittelstreckenjet

Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing steht weiterhin unter großem Druck. Nach den tödlichen Abstürzen zweier Jets aus der 737-Max-Reihe und zahlreichen Mängeln in der Produktion kämpft das Unternehmen immer noch mit Problemen. Nun hat sich ein weiterer Vorfall ereignet: Auf einem Flug von Portland nach Ontario ist aus einem fast neuen Mittelstreckenjet ein Teil der Passagierkabine herausgebrochen. Die gute Nachricht ist, dass die Piloten von Alaska Airlines die Maschine sicher landen konnten und alle 171 Passagiere unverletzt blieben.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat daraufhin ein vorläufiges Flugverbot für weltweit etwa 170 Flugzeuge des Typs Boeing 737-9 Max angeordnet. Zusätzlich wurden sofortige Inspektionen angeordnet. In der Europäischen Union sind jedoch keine Maschinen von dem Vorfall betroffen, bestätigte die hiesige Behörde EASA.

Dieser erneute Zwischenfall reiht sich ein in eine Serie von Entwicklungs- und Produktionsfehlern bei Boeing. Besonders betroffen ist die 737-Max-Reihe, die das Unternehmen als Reaktion auf den Erfolg der Airbus-Mittelstreckenjet-Familie A320neo entwickelt hat. Die beiden Abstürze vor fünf Jahren, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, führten zu weltweiten Flugverboten für den Boeing-Typ. Erst nach umfangreichen technischen Verbesserungen durfte die 737-Max wieder abheben. Dieses Desaster kostete den Flugzeughersteller Milliarden.

Zusätzlich zu diesen Problemen verzeichnet Boeing seit fünf Jahren Verluste. Auch in diesem Jahr zeichnete sich ab, dass das Unternehmen rote Zahlen schreiben wird. Zudem mussten die Auslieferungen der 737-Max aufgrund von Qualitätsmängeln und fehlerhaften Bohrlöchern mehrmals unterbrochen werden. Verantwortlich dafür war jeweils der Zulieferer Spirit Aerosystems. Dieser war früher Teil von Boeing und stellt etwa 70 Prozent der Rümpfe für die 737-Jets her.

Ein genauer Grund für das Herausbrechen des Rumpfteils bei der Alaska Airlines-Maschine ist noch nicht bekannt. Allerdings müssen seit den Abstürzen der 737-Max-Jets alle Flugzeuge vor der Auslieferung von der US-Luftfahrtbehörde FAA freigegeben werden. Die anhaltenden Qualitätsmängel und Probleme in den Lieferketten bereiten den Aktionären große Sorgen, so schätzt die Großbank UBS.

An der Börse verlor Boeing infolgedessen neun Prozent und die Aktien fielen auf 227 Dollar. Vor den Abstürzen im Jahr 2019 waren die Aktien noch fast doppelt so viel wert. Im Gegensatz dazu näherten sich die Aktien von Airbus ihrem Rekordhoch an.

Boeing gerät immer wieder in die Kritik, für höhere Renditen an Qualität und Sicherheit gespart zu haben. Dave Calhoun, seit Anfang 2020 CEO von Boeing, versucht den Flugzeughersteller wieder auf Kurs zu bringen. Allerdings gestaltet sich der Weg schwierig. In den vergangenen Jahren musste Boeing mehrmals die Auslieferungen des Langstreckenjets "787 Dreamliner" unterbrechen und die Erstauslieferung des Großraumjets "777X" wurde um mehrere Jahre verschoben. Zudem ist die "737 Max" immer noch nicht in allen Versionen zugelassen.

Im Massengeschäft der Mittelstreckenjets hat Boeing bereits den Anschluss an Airbus verloren. Während Boeing Ende November rund 4.500 Bestellungen für die 737-Max hatte, kam Airbus mit der A320neo auf etwa 6.700 Stück. Airbus-Chef Guillaume Faury plant daher, die Produktion der A320neo-Familie bis 2026 auf 75 Maschinen pro Monat auszuweiten. Das sind anderthalbmal so viele wie Boeing für sein Konkurrenzmodell anpeilt.

Trotz der vollen Auftragsbücher kann Boeing seinem Konkurrenten nicht mehr wirklich folgen. Ryanair-Chef Michael O'Leary hat sich zwar wiederholt über Boeing geärgert, jedoch im vergangenen Jahr 150 weitere 737-Max-Jets bestellt. Bei Airbus könne er vor 2030 keine Maschinen bekommen, sagte O'Leary. Sogar die Lufthansa hat beschlossen, ihre reine Airbus-Mittelstreckenflotte mit Boeing-Maschinen zu ergänzen und 40 Exemplare der 737 Max bestellt.

Der Vorfall bei Alaska Airlines könnte es für Boeing-Chef Calhoun noch schwieriger machen, das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Branchenexperte Richard Aboulafia von der Luftfahrtberatung Aerodynamic befürchtet, dass Boeing die Produktion der 737 Max nicht so schnell hochfahren kann, wie geplant. Dadurch müssten Fluggesellschaften noch länger auf neue Maschinen warten, was wiederum Auswirkungen auf das Flugangebot haben könnte. Ryanair-Chef O'Leary hatte seine Geschäftspläne bereits davon abhängig gemacht, dass Boeing die neuen Maschinen rechtzeitig liefert. (eulerpool-AFX)

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[Eulerpool News] · 08.01.2024 · 17:41 Uhr
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