Bis zu 250 Flüchtlinge ertrinken vor Lampedusa

Rom/Lampedusa/Brüssel (dpa) - Beim Kentern eines Flüchtlingsschiffes vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind bis zu 250 Menschen ums Leben gekommen. Sie ertranken in der Nacht zum Mittwoch in stürmischer See, nachdem ihr völlig überladenes libysches Fischerboot unterging.

Es hatte rund 300 Menschen an Bord - darunter auch Frauen und Kleinkinder, wie die «International Organization for Migration» (IOM) mitteilte. 20 Leichen wurden geborgen. 51 Menschen überlebten.

Die Opfer stammen nach Informationen des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen aus Eritrea und Somalia, der Elfenbeinküste und anderen afrikanischen Staaten. Sie stachen vor zwei oder drei Tagen von Libyen aus in See. Die Geretteten wurden auf Lampedusa medizinisch versorgt. Sie seien alle unterkühlt und stünden unter Schock, berichteten Hilfsorganisationen vor Ort. Viele hatten dem Ertrinken von Angehörigen und Freunden hilflos zusehen müssen.

Drei Schiffe, ein Flugzeug und ein Helikopter der italienischen Küstenwache sowie ein maltesisches Flugzeug suchten bis zum Abend in dem Seegebiet zwischen Lampedusa und Malta nach weiteren Überlebenden. Hoher Seegang mit drei Meter hohen Wellen und starker Nordwestwind und erschwerten die Suche. Die Behörden beurteilten die Chancen, weitere Überlebende zu bergen, als extrem gering.

Das nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt liegende Lampedusa ist seit langem für viele Verzweifelte das nächstliegende «Tor nach Europa». Seit Beginn der Unruhen in Nordafrika und dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali im Januar kamen mehr als 22 000 größtenteils tunesische Flüchtlinge nach Lampedusa. Erst Anfang der Woche hatte die italienische Regierung rund 6000 Flüchtlinge von der Insel geschafft und dem tagelangen Notstand auf dem überlasteten Mini-Eiland so ein Ende setzen wollen.

Angesichts des Flüchtlingsstroms drängt die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten, Kontingente von Migranten aufzunehmen. «Solidarität mit den unter Druck stehenden Nachbarländern zu zeigen und Flüchtlinge aufzunehmen, trägt zum Dialog und zur Kooperation bei», schrieb EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström in der Einladung zum nächsten Treffen der EU-Innenminister am kommenden Montag in Luxemburg.

In dem Brief, der der Nachrichtenagentur dpa in Brüssel vorliegt, begrüßt die für Flüchtlingsfragen zuständige Kommissarin, dass es «weitergehende Überlegungen in den EU-Hauptstädten» gebe. Malmström schlägt vor, die in Italien und Malta gestrandeten Flüchtlinge in der EU zu verteilen.

Der Vorschlag dürfte zu erheblichem Streit führen. Deutschland und Österreich lehnen das Vorhaben bislang ab. Sie argumentieren, dass die meisten Flüchtlinge aus Tunesien Wirtschaftsflüchtlinge seien und keinen Schutz benötigten. Die EU-Richtlinie zur Aufteilung von Flüchtlingen gelte aber nur für schutzbedürftige Asylbewerber. Italien hatte mehrfach mehr Mithilfe bei der Lösung des Problems von europäischer Seite gefordert.

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Migration / Tunesien / Italien
06.04.2011 · 20:03 Uhr
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