Autohersteller beschleunigen US-Exporte aus Angst vor Trump-Zöllen
Die Aussicht auf neue US-Zölle treibt internationale Automobilhersteller zu hektischer Betriebsamkeit: Aus Europa, Südkorea und Japan werden derzeit deutlich mehr Fahrzeuge und Komponenten als üblich in die Vereinigten Staaten verschifft. Hintergrund ist die Ankündigung von Präsident Donald Trump, ab dem 2. April „reziproke“ Importzölle zu erheben – darunter eine 25-Prozent-Abgabe auf Lieferungen aus Mexiko und Kanada.
Die norwegische Reederei Wallenius Wilhelmsen, eine der weltweit führenden Anbieterinnen von Autotransporten, meldet bereits einen erheblichen Anstieg der Nachfrage. „Wir sehen mehr Volumen aus Asien, als wir aktuell transportieren können“, sagte CEO Lasse Kristoffersen. Zusätzliche Kapazitäten seien zwar bereitgestellt worden, doch mangele es weltweit an geeigneten Fahrzeugtransportern.
Daten des Analyseunternehmens Esgian belegen die Zunahme: Im Februar legten Fahrzeugexporte aus der EU in die USA um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, aus Japan um 14 Prozent, aus Südkorea um 15 Prozent. Auch deutsche Autobauer erhöhen gezielt ihre US-Lieferungen, wie ein mit der Angelegenheit vertrauter Unternehmensvertreter bestätigte.
Südkoreas Hyundai und Kia versuchen ebenfalls, Fahrzeuge noch vor dem Zollstichtag in die USA zu bringen. Honda zieht Lieferungen aus Mexiko und Kanada vor, während Stellantis – Mutterkonzern von Chrysler und Jeep – seine Lagerbestände in US-Werken auffüllt und in der Atempause zwischen Ankündigung und Umsetzung der Zölle zusätzliche Fahrzeuge fertigt.
„Wenn man sich unsere Produktion in Kanada und Mexiko ansieht, haben wir derzeit rund 70 bis 80 Tage Bestand bei den Händlern vor Ort“, sagte Stellantis-Finanzchef Doug Ostermann auf einer Investorenkonferenz. Auch Zulieferer im Bereich Fahrzeugelektronik stocken ihre Lagerbestände in den USA auf.
Nicht alle Marktteilnehmer verfolgen dieselbe Strategie. Toyota erklärte, keine zusätzlichen Fahrzeuglieferungen in die USA einzuplanen, auch zwei große japanische Autotransporteure meldeten keine signifikante Nachfrageänderung.
Cody Lusk, Chef der American International Automobile Dealers Association, sieht in der Unsicherheit über Umfang und Dauer der Zölle das zentrale Problem. „Alle warten ab: Wird jedes Land unterschiedlich behandelt? Oder betrifft es alle gleichermaßen?“, sagte er.
Für Wallenius Wilhelmsen steht weniger der kurzfristige Nachfrageanstieg im Fokus als die strukturelle Frage. „Die entscheidende Frage ist: Wie wirken sich die Zölle langfristig auf den globalen Fahrzeughandel aus?“, so Kristoffersen. Die Kunden seien „sehr unsicher“, in welche Richtung sich die Handelsbeziehungen entwickeln werden.