Auch aus CSU herbe Kritik an Seehofer-Äußerungen zu Gamern

München/Berlin (dpa) - Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erntet für seine Äußerungen zur Gamerszene nach dem Terroranschlag von Halle Kritik aus den Reihen der eigenen Partei und der Bundesregierung.

CSU-Vize Dorothee Bär, die auch Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt ist, und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wiesen Seehofers Äußerungen am Montag in einer CSU-Vorstandssitzung zurück.

Auch CSU-Chef Markus Söder warnte in München, ohne Seehofer zu nennen, bei der Aufarbeitung des Anschlags von Halle vor Pauschalurteilen gegen die Gamerszene. Seehofer selbst war in der Sitzung nicht anwesend.

«Jede negative Entwicklung muss gesehen werden. Andererseits ist aber auch klar, dass es keine Pauschalurteile geben kann», sagte Söder. «Denn die Gamer, und das sind viele, viele junge Leute, die machen da großartige Sachen.» Das sei auch ein wichtiger Wirtschaftszweig. «Generell sind wir froh, dass es die Games-Szene überhaupt gibt.» Es sei nur wichtig, «hinzuschauen, wo Probleme sind, wie überall».

Bär sagte in der Sitzung nach Teilnehmerangaben, in Bayern und Deutschland werde viel für die Games-Förderung gemacht. Ohne Seehofer beim Namen zu nennen sagte Bär, das lasse man sich nicht mit «einem Satz» kaputtmachen. Das wäre so, als wenn man «mit dem Arsch» einreiße, was man jahrelang aufgebaut habe, fügte sie hinzu. Scheuer wies darauf hin, dass etwa in Navigationsgeräten Entwicklungen aus der Games-Branche steckten. Nur weil man im Internet böse Sachen bestellen könne, wolle keiner gleich das Internet verbieten.

Seehofer hatte am Wochenende zunächst erklärt: «Das Problem ist sehr hoch. Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamerszene.» Manche nähmen sich Simulationen geradezu zum Vorbild. «Man muss genau hinschauen, ob es noch ein Computerspiel ist, eine Simulation oder eine verdeckte Planung für einen Anschlag. Und deshalb müssen wir die Gamerszene stärker in den Blick nehmen.»

Später warnte er dann gezielter davor, dass Rechtsextremisten Gaming-Plattformen für ihre Zwecke nutzen. «Wir sehen, dass Rechtsextremisten das Internet und auch Gaming-Plattformen als Bühne für ihre rechtswidrigen Inhalte missbrauchen», schrieb er auf Twitter. Der Attentäter von Halle war in der Gamerszene unterwegs.

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sagte nach einer CDU-Gremiensitzung in Berlin: «Es geht hier nicht um Gamer, um Menschen, die spielen.» Er fügte hinzu: «Ich glaube wir können froh sein, dass wir so eine große Gaming-Szene haben in Deutschland.» Es gehe eigentlich um die Frage, wie man den Missbrauch bestimmter Kommunikationsformen, etwa in Chaträumen, verhindern könne.

Das Bundesinnenministerium wies Vorwürfe zurück, Gamer unter Generalverdacht zu stellen. «Es geht um die Bekämpfung von schwersten Straftaten und darum, dass wir diese potenziellen Täter - Extremisten oder sonstige Tätertypen - in allen Bereichen finden können, in denen sie sich bewegen», sagte ein Ministeriumssprecher.

Erfahrungen zeigten, dass sich bestimmte Täter vorwiegend im Netz aufhielten, um sich zu vernetzen und zu kommunizieren. Dies geschehe auch in Spieleplattformen. «Damit ist in keiner Form beabsichtigt, die gesamte Spielebranche oder Gamerszene in Misskredit zu bringen», betonte er. Nur weil man ein Spiel spiele, sei man nicht gleichzeitig ein potenzieller Straftäter. Das sei auch die Position Seehofers.

Games-Community im Visier der Sicherheitspolitik

Extremismus / Kriminalität / Terrorismus / Internet / Halle / Gamer / Markus Söder / Horst Seehofer / Generalverdacht / Anschlag / Deutschland / Bayern
14.10.2019 · 16:41 Uhr
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