Arbeitsmarkt für Schwerbehinderte weiterhin unter Druck
Eine neue Studie des Handelsblatt Research Instituts im Auftrag von Aktion Mensch zeigt alarmierende Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung. Der eigens entwickelte Indikator, der verschiedene Aspekte der Beschäftigungslage analysiert, ist bereits das zweite Jahr in Folge rückläufig, was potenziell auf eine langwierige Krise hindeutet.
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit unter schwerbehinderten Menschen. Im Oktober 2024 waren in Deutschland rund 185.400 Menschen ohne Arbeit, ein Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der "Abgangswert" aus der Arbeitslosigkeit, der die Vermittlung in eine feste Anstellung beschreibt, ist ebenfalls gesunken. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass immer weniger schwerbehinderte Menschen eine dauerhafte Berufsperspektive finden.
Trotz gesetzlicher Vorgaben zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen ab einer Unternehmensgröße von 20 Mitarbeitenden, erfüllen nur 39 Prozent der Firmen die Pflichtquote vollständig. Besonders in der Privatwirtschaft wird das Ziel von fünf Prozent nicht erreicht. Der öffentliche Dienst hingegen übertrifft mit einer Quote von 6,2 Prozent die Mindestanforderung deutlich.
Christina Marx von Aktion Mensch appelliert an Unternehmen, die Inklusion nicht als Bürde, sondern als Chance zu begreifen. Die Einbindung von Menschen mit Behinderung könne nicht nur kreatives und innovatives Potenzial freisetzen, sondern auch die Resilienz gegenüber wirtschaftlichen Unwägbarkeiten steigern. Angesichts des weiterhin bestehenden Fachkräftemangels sei die Integration ein unverzichtbarer strategischer Erfolgsfaktor.
In Deutschland leben schätzungsweise 3,1 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung im erwerbsfähigen Alter. Dennoch sind viele von ihnen nicht in den Arbeitsmarkt integriert und stellen eine "stille Reserve" dar, die unter bestimmten Bedingungen aktiviert werden könnte. Überraschenderweise weisen mehr als die Hälfte der schwerbehinderten Arbeitslosen eine abgeschlossene Berufsausbildung auf, was einen grundlegenden Unterschied zu Arbeitslosen ohne Behinderung markiert.
Unter den Ursachen für Schwerbehinderungen finden sich häufig chronische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Krebserkrankungen. Auch Schlaganfälle und Herzerkrankungen zählen zu den Auslösern. Eine Schwerbehinderung wird bei einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent amtlich anerkannt.

