Ambitionierte Investitionen in die Zukunft der europäischen Nuklearenergie
Die Europäische Union steht vor einer gewaltigen finanziellen Herausforderung, um ihre Nuklearenergiepläne zu verwirklichen. Nach neuesten Schätzungen aus Brüssel werden bis 2050 Investitionen von bis zu 277 Milliarden US-Dollar (241 Milliarden Euro) benötigt, um die Kapazitäten für große, konventionelle Kernkraftwerke zu erweitern. Dieser Betrag deckt allerdings nicht die zusätzlichen Investitionen in innovative Technologien ab, wie etwa kleine modulare Reaktoren (SMRs) oder die weiterhin in der Forschungsphase befindliche Kernfusion.
Einige Mitgliedstaaten der EU zeigen sich offen für eine Rückkehr zur Kernenergie, jedoch unter der Bedingung, neue Technologien statt konventioneller Großreaktoren einzusetzen. Diese Strategie würde weitere Milliarden erfordern, doch viele Länder sehen die Kernkraft als Schlüsselelement für Dekarbonisierung, industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit.
Die Pläne der EU sehen vor, die installierte Leistung von 98 Gigawatt derzeit auf 109 Gigawatt im Jahr 2050 zu steigern. Ein Großteil der Elektrizität soll bis 2040 aus CO2-armen Quellen stammen—erneuerbare Energien und Nuklearenergie sollen Hand in Hand gehen. Laut einem Sprecher der Kommission ist die Einbindung aller emissionsarmen Energietechnologien unerlässlich, um die Energiewende tatsächlich zu realisieren.
Das Aufkommen von SMRs könnte dabei eine praktikable Alternative bieten, da sie kleiner, einfacher und kostengünstiger in der Herstellung seien. Während die tatsächlichen Kosten und Bauzeiten solcher Anlagen noch unbewiesen sind, erlauben sie eine modulare Anpassung an den steigenden Energiebedarf. Jedoch verzögern sich herkömmliche, großformatige Reaktoren häufig, was die Gesamtkosten weiter in die Höhe treibt.
Ergänzend dazu engagiert sich die EU stark im Bereich der Kernfusion, die als langfristige Option für saubere Energie betrachtet wird. Frankreich beherbergt das internationale ITER-Projekt, das weltweit größte Fusionsforschungsprojekt. Zuletzt verkündete das deutsche Start-up Proxima Fusion die Aufnahme von 150 Millionen Dollar — die bisher größte private Fusion-Investition in Europa. Die EU sieht in der Fusion ein Mittel zur Energieunabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt.