Zwei Flatrate-Bordelle nach Razzien geschlossen
Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll (FDP) bezeichnete Bordelle, in denen mit Sex nach Belieben zum Festpreis geworben wird, als «knallhartes Geschäft», das «wohl von der organisierten Kriminalität gesteuert» ist. «Es ist blauäugig zu glauben, dass Prostitution ein normaler Beruf ist», sagte Goll am Montag in Stuttgart nach der Schließung zweier sogenannter Flatrate-Bordelle in Fellbach und Heidelberg. «Ich habe nichts gegen normale Bordelle, solche Flatrate-Puffs verstoßen aber gegen die Menschenwürde.» Es gebe ausreichend rechtliche Mittel, um diesen Geschäftsmodellen einen Riegel vorzuschieben.
Der rechtspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stephan Mayer, forderte in Berlin mehr Druck auf die Bordellszene. Klaus Bayerl, Leiter der Kriminalpolizei Augsburg, beklagte, dass das Rotlichtmilieu seit Jahren dabei sei, sein Image aufzubessern und damit den kriminellen Dunstkreis zu verlassen. «Man ist darauf bedacht, sich nach außen einen legalen Anschein zu geben», sagte der Experte für Menschenhandel und Rotlicht-Kriminalität. Seit Inkrafttreten des Prostituiertengesetzes im Jahr 2002 seien bundesweit 60 Wellness-Bordelle aus dem Boden geschossen. «Das Milieu ist aber dasselbe.» Der Verein «Solwodi», der sich gegen Sextourismus und Menschenhandel einsetzt, forderte erneut Nachbesserungen am Prostituiertengesetz.
Die am Sonntag durchsuchten vier Flatrate-Bordelle einer 25 Jahre alten Betreiberin in Fellbach, Heidelberg, Wuppertal und Schönefeld bei Berlin waren schon länger im Visier der Staatsanwaltschaft Mannheim. Es werde seit geraumer Zeit wegen des Verdachts der Veruntreuung von Sozialabgaben ermittelt, sagte ein Behördensprecher. Die bundesweite Durchsuchung mit etwa 700 Beamten sei lange vor dem öffentlichen Widerstand gegen die Einrichtungen geplant gewesen. «Kollegen von uns sind auch nach Berlin und Wuppertal gereist», sagte der Mannheimer Behördensprecher.
Die Schließung der beiden Bordelle in Heidelberg und Fellbach sei zunächst ausschließlich wegen der hygienischen Mängel erfolgt, sagte der Staatsanwalt. Die strafrechtlichen Vorwürfe hätten dabei keine Rollen gespielt. Die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen werde nun eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Die Sex-Häuser in Wuppertal und Schönefeld wurden auch durchsucht, dürfen aber weiter öffnen.
In Fellbach gab es zwölf Festnahmen. Gegen die Betreiberin des Bordells und ein Mitglied der Geschäftsführung waren Haftbefehle erlassen worden. Zwei weitere Haftbefehle wurden nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Montag noch geprüft. Bundesweit wurden 270 Männer und 170 Frauen kontrolliert. In Wuppertal und Schönefeld gab es keine Festnahmen.