Zimtsterne unter Hochdruck: Ein verfrühter Start in die Lebkuchen-Saison
Die Adventsgefühle erobern bereits im Spätsommer die deutschen Supermärkte. Mitten im Hochbetrieb befinden sich die Produktionsstätten der Nürnberger Traditionsbäckerei Lebkuchen Schmidt, deren Backstraßen sechs Tage die Woche im Dauereinsatz sind. Auch die Aachener Lambertz-Gruppe verzeichnet von Juni bis August intensive Produktionstage. Schon bald treffen Lebkuchen, Stollen und Zimtsterne auf das breite Sortiment der Handelsketten – eine saisonale Überraschung, die jährlich viele Kunden verblüfft.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr insgesamt 81.000 Tonnen des süßen Gebäcks produziert, während 2023 sogar 86.800 Tonnen erreicht wurden. Fast ein Viertel dieser weihnachtlichen Köstlichkeiten findet Absatz im Ausland, mit einem besonderen Fokus auf Osteuropa, wo Lebkuchen ganzjährig begehrt sind, erklärt Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker. Doch auch zu Hause, in Deutschland und den umliegenden europäischen Ländern, bleibt das traditionelle Gebäck gefragt.
Der frühe Verkaufsstart hat System, wie Philipp Hennerkes vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels abschließend festhält. Mit dem Ende der Sommerferien und der nahenden Winterzeit entflammt die Vorfreude auf süße Gaumenfreuden. Diese Einschätzung unterstützt Konsumentenforscher Carsten Leo Demming, der feststellt, dass trübes Wetter die Kauflaune für Weihnachtsgebäck deutlich steigert.
Die Innovationen im Weihnachtsgebäck bleiben jedoch zurückhaltend. Besonders traditionelle Produkte stehen weiterhin hoch im Kurs, bemerkt Bühlbecker. Lebkuchen Schmidt zeigt sich vorsichtig bei neuen Trends und setzt nur langsam auf die wachsende Nachfrage nach Bio- und veganen Alternativen. Betriebsleiter Dirk Kuen betont, dass die Entwicklung neuer Lebkuchenrezepte Geduld erfordert und konzeptuell stimmig zur Tradition passen muss – exotische Experimente wie Chili oder trendige Schokoladenkreationen werden mit Skepsis betrachtet.

