Zentralrat stellt Weichen in Führungsfrage
Die zuletzt umstrittene Präsidentin Charlotte Knobloch will sich in Frankfurt/Main vor den Vertretern der Landesverbände und großen Gemeinden zu ihrer Zukunft äußern. Die reguläre Amtszeit der 77 Jahre alten Münchnerin endet zwar erst im November, doch bereits jetzt ist im Dachverband eine Debatte über ihre Nachfolge entbrannt. Zuletzt war Knobloch nachgesagt worden, dass sie im engeren Führungskreis des Verbandes keinen Rückhalt mehr habe.
Einen Tag vor dem Treffen gab sie in einem Beitrag für die «Süddeutsche Zeitung» ein Signal an ihre Kritiker und ließ keine Amtsmüdigkeit erkennen. Für die Ziele der jüdischen Gemeinschaft wolle sie ihre Energie «in den nächsten Jahren verwenden». Sie fügte hinzu: «Auch während meiner Amtszeit an der Spitze des Zentralrats.» Gerade als Zeugin der Gräuel der Nazi-Herrschaft mache sie ihre Aufgabe glücklich - sie gebe ihr Kraft, dafür zu arbeiten, «dass jüdisches Leben in unserem gebrochenen Land wieder gelingen kann».
Zugleich mahnte Knobloch, dass alle, die Verantwortung für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland tragen, nun füreinander einstehen müssten. «Respekt und Anerkennung für die Leistungen eines jeden von uns ist die notwendige Basis, damit uns gelingt, was wir uns vorgenommen haben.»
Ein Rückzug Knoblochs wäre ein historischer Einschnitt im Zentralrat - ihr Nachfolger wird jemand sein, der die Nazi-Diktatur nicht selbst erlebt hat. Damit dürfte der Generationswechsel auch einen Politikwechsel mit einem größeren Fokus auf die Alltagsprobleme der Juden einläuten. Nach Medienberichten gilt der bisherige Vizepräsident Dieter Graumann als aussichtsreicher Kandidat. Knobloch war nach dem Tod von Paul Spiegel im Juni 2006 an die Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland gerückt.