Winter im Norden hält sich hartnäckig
Nach Angaben der Polizei kam es auf den teilweise spiegelglatten Straßen zu zahlreichen Unfällen. Diese endeten jedoch meist glimpflich mit Blechschäden. Der Berufsverkehr kam in einigen Regionen nur noch im Schritttempo voran.
Rund um Rostock krachte es nach Polizeiangaben binnen weniger Stunden mehr als 40 Mal. Auf einigen Einfallstraßen in Hamburgs Norden waren Fußgänger schneller als Autofahrer unterwegs. Auch Streufahrzeuge steckten im Stau fest. In Lübeck fuhr sich ein Lastwagen auf einem unbewachten Bahnübergang mitten auf den Gleisen fest. Der Zugverkehr konnte rechtzeitig gestoppt werden.
In den größten Teil Deutschlands zieht allmählich Tauwetter ein, und die Temperaturen steigen tagsüber auf vorfrühlingshafte zweistellige Werte. Doch im Norden ist vorläufig keine Änderung der winterlichen Verhältnisse in Sicht, wie Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes und von Meteomedia ankündigten.
Gute Nachrichten kamen am Montag von der Hiddensee-Fähre «Vitte», die den Verkehr nach neuerlicher Unterbrechung wieder aufnehmen konnte. Ein Schaden an der Einspritzpumpe hatte am Sonntag die Fähre abermals zum Stillstand gezwungen. Nach Reederei-Angaben ist der Schaden behoben, die Fähre verkehre nach dem Eisfahrplan. Ende Januar hatte sich die Fähre im Eis festgefahren. Drei Wochen lang wurden die rund 1000 Bewohner Hiddensees per Hubschrauber oder Eisbrecher versorgt.
Mit den Auswirkungen des strengen Winters befasst sich längst auch die Politik. Die Berliner Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) soll an diesem Dienstag dem Senat einen Schlagloch-Bericht vorlegen. Die Chefin der Berliner Stadtreinigung, Vera Gäde-Butzlaff, sprach am Montag vom schneereichsten Winter seit 1950. Die Beschäftigten seien 430 000 Stunden im Einsatz gegen Schnee und Eis gewesen. Üblich seien 100 000 bis 270 000 Stunden.
Selbst den an weiße Winter gewöhnten Schweden machen immer neue heftige Schneefälle schwer zu schaffen. In und um Stockholm rief die Bahngesellschaft SJ am Montag alle Bürger auf, möglichst daheimzubleiben, weil die U-Bahn den kompletten überirdischen Verkehr einstellen musste. Im Westen des Landes schlossen zahlreiche Schulen und Kindergärten, weil die Behörden nach eigenen Angaben nicht mehr für die Sicherheit der Kinder garantieren konnten.
Je länger der Winter dauert, desto beliebter scheinen professionelle Räumgeräte bei Dieben zu werden: In Niedersachsen entwendeten Unbekannte am Wochenende aus einer Halle in Steimbke eine Sattelzugmaschine mit Schneeschieber. In den vergangenen Wochen waren vor allem im Harz mehrfach Räumgeräte wie Schneefräsen spurlos verschwunden.
[Bahnübergang]: Teerhofinsel, Lübeck