Weiterer Schaden in Krümmel: Defekter Brennstab

Berlin (dpa) - Der Stromkonzern Vattenfall will im Atomkraftwerk Krümmel nach der Trafo-Panne auch den Reaktor überprüfen. Vattenfall Europe kündigte am Donnerstag an, alle 80 000 Brennstäbe des abgeschalteten Meilers zu untersuchen, weil mindestens einer defekt sei.

Vorstandschef Tuomo Hatakka entschuldigte sich nach dem Kurzschluss eines Transformators am Wochenende und kündigte eine umfassende Prüfung sämtlicher Abläufe an. Er hält jedoch an dem Meiler fest. «Krümmel ist sicher.» SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier verlangte dagegen die endgültige Schließung der Anlage in Schleswig-Holstein.

«Die wiederholten Pannen in Krümmel haben das Vertrauen vieler Menschen in die Atomenergie weiter erschüttert», sagte Steinmeier der Deutschen Presse-Agentur dpa. Vattenfall habe seine «Bewährungsprobe» nicht genutzt. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte einen rascheren Atomausstieg für alte Meiler direkt nach der Bundestagswahl. Dagegen sagte CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer der «Passauer Neuen Presse»: «Die Kernkraftwerke sind die best überwachten Anlagen in Deutschland.»

Bereits an diesem Freitag soll in Krümmel der Reaktordruckbehälter geöffnet werden, um nach dem beschädigten Brennstab zu suchen. «Wir gucken Brennstab für Brennstab an», sagte der Geschäftsführer der Nuklearsparte, Ernst Michael Züfle. Von den 80 000 Stäben seien möglicherweise «einige wenige» defekt. Ein solcher Schaden sei nicht bekanntgewesen, als das Kraftwerk vor gut zwei Wochen nach zweijähriger Pause ans Netz gegangen war. Der Hintergrund könnte eventuell ein Filterungsproblem im Wasserkreislauf sein. Mit dem Trafo-Kurzschluss habe dies vermutlich nichts direkt zu tun. Nach Vattenfall-Angaben muss mit zwei bis drei defekten Brennstäben pro Jahr gerechnet werden.

«Jetzt stehen alle Prozesse, technisch und organisatorisch, auf dem Prüfstand», sagte Hatakka. Dazu sei ein interner Sonderermittler eingesetzt worden. Die Ereignisse hätten verständlicherweise zu Unruhe in der Bevölkerung geführt. «Ich kann mich dafür nur entschuldigen.» Der Fall sei ein herber Rückschlag im Bemühen um mehr Vertrauen. Die Ursachen der Panne vom Wochenende sind noch nicht komplett geklärt.

Wann Krümmel wieder ans Netz geht, ist offen. Der Austausch zweier Transformatoren soll mehrere Monate dauern. «Es ist viel zu früh, jetzt über eine Wiederanfahrt zu reden», sagte Hatakka. Ein völliges Abschalten der 26 Jahre alten Anlage stehe nicht zur Debatte. Zweifel an der Zuverlässigkeit als Betreiber wies Vattenfall zurück. «Es gibt keinen Grund, wegen dieses Einzelfalls das Sicherheitssystem von Krümmel infrage zu stellen.» Für Anwohner ist am Samstag in Geesthacht eine Informationsveranstaltung geplant.

Der ehemalige Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Hans Blix, kritisierte die Informationspolitik des Konzerns im Fall Krümmel. «Natürlich ist es nicht akzeptabel, dass die Behörden nicht sofort unterrichtet wurden», sagte Blix der dpa. Er gehört inzwischen einem Vattenfall-Beratergremium an. Das Unternehmen hatte eingeräumt, dass die schleswig-holsteinische Atomaufsicht erste Informationen zur Abschaltung nicht von ihm, sondern über die Polizei bekommen hatte.

Die Grünen im Bundestag wollen eine Sondersitzung des Umweltausschusses. «Es gibt starke Indizien, dass Vattenfall kein zuverlässiger Betreiber von Atomkraftwerken ist», sagte Fraktionsvize Bärbel Höhn. Die Linke bekräftigte, alte Atomkraftwerke müssten vom Netz. Der aus der SPD ausgetretene Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement hielt Gabriel im Portal «sueddeutsche.de» eine «geradezu demagogische Kampagne gegen die Kernenergie» vor.

Kritik an Vattenfall kam von der Elektroindustrie. Der Geschäftsführer des Verbands ZVEI, Klaus Mittelbach, forderte die Atombranche zu mehr Offenheit über Risiken auf. «Insofern muss sie damit rechnen, dass sie am Ende, weil sie keine politische Akzeptanz hat, verschwinden wird in Deutschland.»

Energie / Atom
09.07.2009 · 23:03 Uhr
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