Warum US-Aktien trotz Rekordschulden und Dollarcrash weiter steigen
Rekordschulden, aber keine Panik
Die US-Staatsschulden liegen mittlerweile bei rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Allein die Zinszahlungen verschlingen jährlich 1,2 Billionen Dollar. Trotzdem bleibt die Wall Street gelassen. Der Grund: Die schwächelnde Währung verschafft amerikanischen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil.
Dollarverfall als Kurstreiber
Der US-Dollar hat seit Jahresbeginn zwölf Prozent gegenüber dem Euro verloren. Für europäische Anleger ist das schmerzhaft, für US-Konzerne dagegen ein Gewinn: 41 Prozent der Umsätze der S&P-500-Unternehmen stammen aus dem Ausland, im Technologiesektor sogar 55 Prozent. Durch die Abwertung steigen die in Dollar umgerechneten Gewinne – ein buchhalterischer Turbo für die Bilanzen.
Shutdown? Kein Drama mehr
Selbst der jüngste Regierungsstillstand mit 900.000 beurlaubten Staatsbediensteten hat die Börsen kaum beeindruckt. Wie schon in früheren Haushaltskrisen rechnen Anleger mit einer baldigen Einigung zwischen Demokraten und Republikanern – Routine in Washington.
Bewertungen trügen – KI verändert die Spielregeln
Zwar wirken die Kurse vieler US-Aktien überhitzt, doch klassische Bewertungsmaßstäbe greifen nicht mehr. Besonders Tech-Konzerne mit hohen immateriellen Werten – Patente, Daten, Marken – erscheinen teurer, als sie real sind. Ihre Wachstumsfantasie rechtfertigt höhere Multiplikatoren.
KI ist die neue Elektrizität
Der aktuelle KI-Boom erinnert an die Internetrevolution, aber mit einem entscheidenden Unterschied: Die heutigen Marktführer verdienen Geld. Die „Magnificent Seven“ – darunter Apple, Microsoft, Nvidia und Meta – steigerten ihre Gewinne im zweiten Quartal um 26,6 Prozent, während der Rest des S&P 500 nur um 8,1 Prozent zulegte. KI könnte die Produktivität ähnlich stark ankurbeln wie einst die Elektrifizierung – mit globalen Wachstumsraten von bis zu sechs Prozent jährlich.
Geldflut als Dauerantrieb
Von 2020 bis 2024 ist die US-Geldmenge M2 um fast 19 Prozent gestiegen. Diese Liquidität sucht Rendite – und treibt Aktienkurse. Historisch zeigt sich: Ein 1.000-Dollar-Investment aus dem Jahr 1974 wäre heute 341.000 Dollar wert, inflationsbereinigt immerhin noch 56.000. Mit der Zinssenkung der Fed im September haben die Märkte ein weiteres Signal erhalten, dass Geld wieder billig wird.
Fazit: Der Bullenmarkt lebt
Schulden, geopolitische Spannungen, Bankenprobleme – all das kann kurzfristig für Turbulenzen sorgen. Doch solange KI-Investitionen und die Geldflut anhalten, spricht vieles dafür, dass die US-Börsen in sechs Monaten wieder höher stehen als heute.


