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Warum IW-Chef Hüther jetzt einen Feiertag kippen will

19. Mai 2025, 13:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Warum IW-Chef Hüther jetzt einen Feiertag kippen will
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Laut IW-Kalkulation bringt ein zusätzlicher Arbeitstag der deutschen Wirtschaft bis zu 8,6 Mrd. Euro. Kritiker warnen jedoch: Der Effekt wäre kurzfristig – und ginge auf Kosten der Beschäftigten.
Wirtschaftsprofessor Michael Hüther bringt einen brisanten Vorschlag in die Debatte zum Arbeitskräftemangel: Ein Feiertag weniger, dafür 8,6 Milliarden Euro mehr Wirtschaftsleistung. Doch nicht alle halten das für eine gute Idee – schon gar nicht in Bayern.

Feiertag abschaffen – BIP steigern?

Die Rechnung klingt simpel: Ein zusätzlicher Arbeitstag bringt der deutschen Wirtschaft bis zu 8,6 Milliarden Euro mehr Bruttoinlandsprodukt.

So zumindest das Kalkül von IW-Direktor Michael Hüther, der sich in dieser Woche für die Abschaffung eines gesetzlichen Feiertages ausgesprochen hat.

Sein Argument: In einer Zeit, in der Deutschland wirtschaftlich stagniert und gleichzeitig unter einem gravierenden Arbeitskräftemangel leidet, könne jede Maßnahme helfen, die Arbeitszeitkapazitäten erhöht – zumindest kurzfristig.

„Mehr Arbeit ist also möglich, wenn man es will“, sagte Hüther mit Blick auf die Streichung des Buß- und Bettags im Jahr 1995, die damals aus genau diesem Grund erfolgte.

Alte Idee, neue Brisanz

Die Idee ist nicht neu, aber der Zeitpunkt macht sie politisch brisant. Wachstumsschwäche, Demografiekrise, Fachkräftemangel – all das drückt auf die wirtschaftliche Stimmung im Land.

Die Industrie- und Arbeitgeberverbände schlagen schon seit Wochen Alarm. Jetzt bringt auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) die Feiertagsdebatte wieder auf die Tagesordnung. Präsident Wolfram Hatz forderte gegenüber Bild:

„Wir brauchen mehr Arbeit, weniger Feiertage.“

Konkret geht es um kirchliche Feiertage wie Ostermontag, Pfingstmontag oder den zweiten Weihnachtsfeiertag. Aus Sicht der Arbeitgeber seien diese „nicht mehr zeitgemäß“, so der Tenor. In anderen europäischen Ländern, etwa Frankreich oder Italien, sei man verwundert, wie viele zusätzliche freie Tage in Deutschland gelten.

Fratzscher kontert: „Das löst keine Probleme“

Kritik ließ nicht lange auf sich warten. DIW-Präsident Marcel Fratzscher hält die Debatte für eine ökonomische Nebelkerze. Mehr Produktivität durch weniger Feiertage?

Deutschland zählt mit 11 bis 13 gesetzlichen Feiertagen pro Jahr im EU-Vergleich zum Mittelfeld – weniger als Österreich, aber mehr als Großbritannien. Ein klarer Standortnachteil? Umstritten.

Das sei ein Trugschluss. „Der Arbeitskräftemangel in Deutschland wird nicht durch die Streichung von Feiertagen gelöst“, sagte Fratzscher.

Stattdessen müsse es darum gehen, die Erwerbsbeteiligung zu erhöhen – vor allem bei Frauen, Migranten und Geflüchteten. Zu viele arbeitswillige Menschen blieben derzeit durch bürokratische oder strukturelle Hürden außen vor. Das tatsächliche Problem liege nicht in zu vielen freien Tagen, sondern in ungenutztem Potenzial auf dem Arbeitsmarkt.

Zwischen BIP-Gewinn und gesellschaftlichem Rückschritt

Tatsächlich zeigt ein genauerer Blick, dass die Rechnung mit dem Feiertag rein rechnerisch funktioniert – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen: Volle Arbeitsauslastung, kein Produktivitätsverlust, keine Kompensation durch Urlaubsverschiebung. Alles Annahmen, die in der Praxis selten vollständig eintreffen.

Gewerkschaften wie der DGB Bayern stellen sich entschieden gegen die Idee. „Feiertagsstreichungen gehen ausschließlich zulasten der Beschäftigten“, sagte Landeschef Bernhard Stiedl.

In vielen Branchen herrsche ohnehin bereits Überlastung. Einen freien Tag zu streichen, ohne gleichzeitig die Arbeitsbedingungen zu verbessern, würde die soziale Schieflage nur verstärken.

Auch der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) sieht das kritisch. Präsident Klaus Josef Lutz glaubt nicht, dass sich so etwas politisch durchsetzen lässt. „Und ich halte es auch nicht unbedingt für erforderlich.“

Produktivität ist nicht nur eine Frage der Zeit

Was in der Debatte bislang untergeht: Mehr Arbeitszeit heißt nicht automatisch mehr Output. In vielen westlichen Volkswirtschaften gilt längst: Produktivität entscheidet, nicht Präsenz.

Und die lässt sich mit weniger Überstunden, besseren Prozessen und moderner Arbeitsorganisation oft effizienter steigern als mit einem zusätzlichen Tag in der Werkhalle.

Hinzu kommt der kulturelle und gesellschaftliche Wert von Feiertagen. Für viele Beschäftigte sind sie wichtige Pausen, gerade in Branchen mit hoher Belastung und Schichtarbeit. Wer hier kürzt, spart nicht unbedingt klüger – sondern riskiert eine Verschärfung von Unzufriedenheit und Burnout.

Was wirklich fehlt: Ein strategischer Plan

Die Forderung nach mehr Arbeit mag auf den ersten Blick nachvollziehbar sein. Doch sie greift zu kurz. Deutschland hat kein Feiertagsproblem, sondern ein Strukturproblem. Wer mehr Beschäftigung will, muss das System anpassen – bei Qualifikation, Zuwanderung, Arbeitszeitmodellen und Vereinbarkeit.

Ein zusätzlicher Arbeitstag mag dem BIP kurzfristig einen Impuls geben. Aber er löst keinen einzigen Engpass in Pflegeheimen, Handwerksbetrieben oder Schulen. Und er beantwortet auch nicht die Frage, wie Deutschland wettbewerbsfähig bleibt, wenn Automatisierung und Digitalisierung ganze Berufsbilder verändern.

Michael Hüther hat mit seiner Forderung einen Punkt gesetzt – und eine überfällige Diskussion angestoßen. Doch wenn es nur um Zahlen geht, wird sie am Ende mehr Reibung erzeugen als Fortschritt.

Finanzen / Wirtschaft
[InvestmentWeek] · 19.05.2025 · 13:00 Uhr
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