Wandel nach Einbrüchen: Merck strebt 2024 die Rückkehr zu Wachstum an
Wenn der Wind sich dreht, setzen erfahrene Segler neue Kurse. Diese Weisheit scheint sich der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck zu Herzen zu nehmen, der sich nach einem Jahr der finanziellen Turbulenzen besonnen ins Rennen um neues Wachstum begibt. Das dürfte Investoren und Branchenkenner gleichermaßen interessieren. 2023 titulierten die Darmstädter als ein Jahr des Übergangs, geprägt durch einen spürbaren Rückgang der Nachfrage im blühenden Laborgeschäft der Corona-Jahre. Doch die milliardenschwere Frage ist nun: Wie sieht die Zukunft aus? Merck, strategisch auf dem Parkett der DAX-Unternehmen tänzelnd, verspricht nun eine allmähliche Trendwende im kommenden Geschäftsjahr.
Freilich, die Zeiten sind herausfordernd. Der Konzern, der unter anderem Halbleitermaterialien und Flüssigkristalle produziert, musste einen Dämpfer in der Elektroniksparte verzeichnen. Ein allgemeiner Abschwung in der Branche klopfte an die Türe, während gleichzeitig asiatische Konkurrenten den Markt für Bildschirme zunehmend dominieren. Doch es ist nicht nur die Elektronik, die Sorgenfalten auf die Stirn der Vorstandschefin Belen Garijo zaubert. Auch bei den vor Jahren noch als Hoffnungsträger gelobten medizinischen Präparaten, wie Evobrutinib gegen Multiple Sklerose, musste man unerwartete Rückschläge einstecken.
Ein silberner Streif, jedoch, zeigte sich in der Pharmadivision, die dank bewährter Präparate gegen Krebs und Multiple Sklerose einen Umsatzzuwachs vermelden konnte. Finanzchefin Helene von Roeder hält an den ambitionierten Zielen fest und prophezeit einen „Kampf“ um die angestrebten 25 Milliarden Euro Umsatz bis 2025. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, Merck sah seine Umsätze im vergangenen Jahr um nahezu sechs Prozent fallen und das operative Ergebnis um eindrucksvolle 14 Prozent schrumpfen.
Das Jahr 2024 soll neue Blüten treiben: Ein „leicht bis moderat“ verbessertes Ergebnis wird erwartet, getragen von einer sukzessiven Belebung des Laborgeschäfts. Um diesem Wachstum einen fruchtbaren Boden zu bereiten, sieht sich Merck indessen gezwungen, an seiner Kostenschraube zu drehen – ein Sparprogramm führt zum Abbau zahlreicher Stellen in verschiedenen Unternehmensbereichen. Doch trotz des unbeständigen Wirtschaftsklimas und der gesenkten Segel in einigen Abteilungen, unterstreicht Garijo das langfristige Bekenntnis zum Standort Darmstadt. Zwar hat der Konzern Stellenkürzungen vorgenommen, doch betriebsbedingte Kündigungen sollen dort durch eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025 vermieden werden, während zukünftige Investitionen in Aussicht gestellt werden.
In einer Welt der Ungewissheiten und ökonomischen Seegänge bewahrt sich Merck ein bemerkenswert optimistisches Steuerruder – die Vision eines wachsenden und prosperierenden Darmstädter Flaggschiffs wird durch das stürmische Wetter hindurch klar gehalten. (eulerpool-AFX)