Wandel in der Vermögensstrategie: Wie junge Hochverdiener ihre Investitionsansätze neu ausrichten

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Seltsamerweise stehen Tages- und Festgeldkonten bei jungen Menschen mit hohem Nettoeinkommen aktuell hoch im Kurs

Unzufriedenheit breitet sich bei jungen Gutverdienern mit hohem Nettoeinkommen in Deutschland aus. Trotz gestiegener Zinsen und neuer Sparangebote passen sie ihre Anlagestrategie an.

Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) ändert jeder dritte Befragte seine Strategie. Besonders bei Aktien und Kryptoinvestments kommt es zu rückläufigen Zahlen. Eine bedeutenden Umschichtung findet hin zu Tages- und Festgeld statt.

Im Vergleich zu 2022 stieg der Anteil der Investoren, die in diese Anlageformen investieren, von 46 auf mehr als 67 Prozent. BCG-Experte Achim Kaucic beobachtet eine "Wanderungsbewegung" der Gutverdiener aufgrund der attraktiveren Konditionen.

Laut dem Vergleichsportal Verivox bieten mehrere Banken mittlerweile vier Prozent oder sogar mehr Zinsen für Tagesgeldanlagen an. Schätzungsweise zehn Prozent der Kunden sind "aktive Zinshopper", die sehr zinsaktiv sind, sagt Axel Sarnitz von der Beratungsfirma zeb.

Die von BCG befragten Anleger haben ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 3000 Euro und sind im Durchschnitt 33 Jahre jung, was sie im Fachjargon als "Emerging Affluents" bezeichnet. Laut BCG-Experte Kaucic ist das langfristige Denken bei der Geldanlage wichtiger geworden, was möglicherweise auch auf die Diskussion um die Altersvorsorge zurückzuführen ist.

Bei der größten Gruppe innerhalb der Gutverdiener, den "Sparplan-Investoren", steht die Altersvorsorge als Anlagemotiv im Vordergrund. Trotz der Bemühungen, das Interesse für den Kapitalmarkt zu wecken, ist die Zahl der Nicht-Investoren bei den jungen Gutverdienern leicht angestiegen - auf elf Prozent.

Diese Anleger verteilen ihr Geld auf unstrukturierte Formen wie Lebensversicherungen, Tagesgeld, Bausparverträge, Immobilien oder bewahren es "unter dem Kopfkissen" auf. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit dieser Gruppe sind mangelnde Erfahrung, fehlende Kenntnisse und Angst vor Verlusten.

BCG-Experte Kaucic bemerkt, dass diese Gruppe von den Hausbanken oft vernachlässigt wird, obwohl sich 36 Prozent von ihnen eine Befragung wünschen.

Laut Kapitalmarktexpertin Yvonne Quint von Accenture gibt es verschiedene Gründe für diese Unzufriedenheit, wie beispielsweise der mangelnde digitale Auftritt oder die als zu kompliziert empfundene Registrierung. Doch auch mangelndes Wissen über die Kunden selbst spielt eine Rolle, obwohl man heute Dank sozialer Netzwerke wie LinkedIn und Xing einfach Informationen über diese sammeln könnte.

Für Banken besteht hier großes Potenzial. Allerdings gibt es laut zeb-Berater Sarnitz verschiedene Faktoren, weshalb sie sich kaum oder gar nicht für die Kundenakquise engagieren. Oftmals sieht man die Kunden nicht mehr spontan in der Filiale, um sie gezielt anzusprechen.

Die alternative Herangehensweise sei aus Sicht der Bank oft vorhersehbar: anrufen, einen Termin vereinbaren und eine Abfuhr erhalten. Aufgrund der regulatorischen Vorgaben sei die Wertpapierberatung kompliziert, mit hohen Rechtsrisiken verbunden und teuer, erklärt Sarnitz. Daher überlegen sich viele Banken, ob es sich lohnt, eine breite Kampagne zu starten.

Im Vergleich dazu ist es für sie einfacher, Konsumentenkredite zu verkaufen. Und wenn sich die Märkte anders entwickeln als erwartet oder die Performance nicht den Vorstellungen entspricht, sind die Kunden schnell unzufrieden.

Laut BCG-Berater Kaucic erwarten die befragten Gutverdiener maßgeschneiderte Angebote, insbesondere eine digital personalisierbare Vermögensverwaltung. Sie nennen als "Dreiklang" faire Preise, komfortables Online- und Mobile Banking sowie eine einfache Gebührenstruktur.

Expertin Quint merkt an, dass viele Banken zwar Apps und digitale Angebote für die Beratung haben, es aber an einer durchgängigen "customer journey" mangelt, die den Kunden in einzelnen Schritten bis zur Geldanlage begleitet. Die Banken und Neobroker sollten nicht darauf vertrauen, dass die Geduld der Anleger ewig währt.

Denn vor allem die Nicht-Anleger sind unzufrieden mit ihrer Situation. Immerhin 89 Prozent von ihnen geben an, dass sie mit hoher oder sehr hoher Wahrscheinlichkeit den Anbieter wechseln würden, wenn ein besseres Angebot auf dem Markt erscheint.

Finanzen
[eulerpool.com] · 03.10.2023 · 15:00 Uhr
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