Waffenruhe weckt erste Hoffnung auf Ende des Gaza-Kriegs

05. August 2014, 16:48 Uhr · Quelle: dpa

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Wenige Minuten vor Beginn der Waffenruhe feuerten militante Palästinenser noch eine letzte Salve von rund 20 Raketen auf Israel.

Die Botschaft ist eindeutig: Sie wollten dem verhassten Feind nach dem Abzug seiner Bodentruppen noch einen letzten Schlag versetzen. Auch die prompte Reaktion Israels mit Luftschlägen zeigt: Dieser tödliche Konflikt ist noch nicht zu Ende.

Für leise Hoffnung sorgte aber am Dienstag, dass sich beide Seiten den Tag über erstmals an die von Ägypten vermittelte Feuerpause hielten. Doch selbst wenn die dreitägige Waffenruhe weiter Bestand haben sollte, ist es möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Runde der Gewalt beginnt.

«Es ist nicht angenehm, dies zu sagen, aber diese Runde ist unentschieden zu Ende gegangen», bilanzierte ein Kommentator des israelischen Fernsehens in nüchternen Worten das einmonatige Grauen des Krieges im Gazastreifen. Andere israelische Experten sehen in der Zustimmung der Hamas zu dem ägyptischen Waffenruhe-Vorschlag hingegen das Einknicken einer erheblich geschwächten Organisation.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat zweifellos herbe Verluste eingesteckt, aber sie bleibt erst einmal an der Macht. Israels Armee hat 32 ihrer Tunnel im Grenzgebiet zerstört, die Anschlägen dienen sollten. Rund 100 Millionen Dollar hat die Hamas nach israelischen Angaben in dieses militärische «Prestigeprojekt» investiert. Doch mit rund 3000 Raketen verfügen die militanten Palästinenser auch jetzt noch über etwa ein Drittel ihres ursprünglichen Arsenals. Die potenzielle Bedrohung israelischer Ortschaften bleibt damit bestehen.

Hauptverlierer des bisher längsten und verlustreichsten Gaza-Kriegs ist die leidende Zivilbevölkerung. Mehr als 1860 Tote und rund 10 000 Verletzte haben die Palästinenser nach massive Angriffen Israels aus der Luft, vom Boden und von See aus zu beklagen. Nach Informationen der israelischen Armee sind rund 900, also etwa die Hälfte, militante Kämpfer; die Vereinten Nationen gehen hingegen von 80 Prozent zivilen Opfern aus.

Der palästinensische Politikwissenschaftler Naschat Aktasch sagte, für die militanten Organisationen selbst sei der Krieg «ein Kampf um Leben und Tod» gewesen. Er sieht nun einen «großen Auftrieb für die Hamas». Vor dem Krieg sei die Organisation noch als sehr geschwächt angesehen worden. «Jetzt ist die Hamas in jedem Heim beliebt. Jeder unterstützt jetzt den Widerstand.»

Bei den Verhandlungen in Kairo werde die Hamas weiter eine Aufhebung der Blockade fordern. «Sie werden nicht weniger akzeptieren», meint Aktasch. «Die Hamas hat ihre militärischen Fähigkeiten in diesem Krieg nicht eingebüßt, ganz im Gegenteil», sagt der palästinensische Experte. «Sie hat bewiesen, dass sie dem Druck standhalten und ihre Forderungen bei künftigen Verhandlungen auf den Tisch legen kann.»

Auch Israel zahlt für den Krieg einen hohen Preis. Die schrecklichen Bilder der Zerstörungen im Gazastreifen haben seinem Ansehen in der Welt schweren Schaden zugefügt. Der jüdische Staat hat in dem Krieg 64 Soldaten und drei Zivilisten zu beklagen, mehrere hundert Menschen sind verletzt worden.

Alle sind sich jedoch einig darüber, dass die Raketenabwehr «Eisenkuppel» viel schlimmeren Schaden verhindert hat. Mehr als 3300 Raketen haben militante Palästinenser auf Israel abgefeuert. Davon wurden 580 abgefangen, die sonst in Wohngebieten eingeschlagen wären.

Bei den Verhandlungen in Kairo über eine dauerhafte Waffenruhe will Israel als Bedingung für einen Wiederaufbau des Gazastreifens eine Entmilitarisierung des schmalen Küstenstreifens fordern. Wie das genau vor sich gehen soll, ist allerdings noch unklar.

Jossi Kuperwasser vom israelischen Ministeriums für strategische Angelegenheiten sagte am Dienstag: «Wir müssen sicherstellen, dass die internationale Gemeinschaft alle notwendigen Schritte unternimmt, damit der (in Zukunft gelieferte) Zement für zivile Projekte verwendet wird und nicht für neue Tunnel.»

Zu Vorschlägen, den Grenzübergang Rafah nach Ägypten künftig von Sicherheitskräften des gemäßigten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas bewachen zu lassen, sagte er: «Wir können Abu Masen (Abbas) nicht vollständig trauen.» Es müsse auch weitere, internationale Kontrollmechanismen geben.

Auf beiden Seiten der Grenze kehrten am Dienstag Menschen in ihre Wohnorte zurück, häufig aber mit einem bangen Gefühl. «Ist dies jetzt ein Happy End?», fragte am Dienstag ein Kommentator der israelischen Zeitung «Jediot Achronot» fast zynisch. Und gab selbst eine pessimistische Antwort, die den tragischen Konflikt auf eine Art sportlichen Wettbewerb reduziert: «Nicht wirklich. Wir treffen uns in der nächsten Runde wieder.»

Konflikte / Nahost / Israel / Palästinensische Autonomiegebiete
05.08.2014 · 16:48 Uhr
[0 Kommentare]
Annalena Baerbock (Archiv)
New York - Die Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock, hat davor gewarnt, Gebietsabtretungen zum Bestandteil einer Friedenslösung für die Ukraine zu machen. "Man ächtet einen Angriffskrieg und belohnt ihn nicht noch. Wer Aggression prämiert, wird statt Frieden weitere Kriege ernten", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). "Es wäre Ermutigung für die […] (03)
vor 57 Minuten
Finnische Autofokus-Brille in letzter Entwicklungsphase – bald wieder Sehen ohne Grenzen?
So ziemlich jeder wird mit steigenden Alter weitsichtig. Und weil ein bedeutender Anteil der Bevölkerung dazu auch noch kurzsichtig ist, hilft die »normale« Brille dann nicht mehr weiter. Eine teure (und für viele Leute auch nervige) Gleitsichtbrille muss her – oder man endet in einem ständigen Brillenwechsel zwischen Lese- und Fernsicht. Wie schön wäre eine Brille, die sich selbst fokussiert! […] (01)
vor 9 Stunden
Thomas Gottschalk
Köln/Hürth (dpa) - Nach seinem Rückzug aus dem Fernsehen hat sich der an Krebs erkrankte Moderator Thomas Gottschalk mit einer Nachricht an sein Publikum gewandt - und deutet an, dass er nicht völlig abtauchen wird. Allerdings werde er sich in den nächsten sechs Monaten ausschließlich um seine Genesung kümmern. «Ich weiß, dass ihr das versteht und richtig findet.» Weiter schrieb der 75-Jährige am […] (03)
vor 3 Stunden
Review: Turtle Beach Burst II Pro – Gaming Maus oder graues Mäuschen
Die Turtle Beach Burst II Pro will nicht „nur“ schnell sein, sondern konsistent schneller und präziser als das, was du gewohnt bist. Das merkt man schon an der Architektur: echte 8K‑Wireless‑Polling‑Rate, ein Sensor, der nach oben wie nach unten ungewöhnlich fein skaliert, sowie ein konsequent leichtes, symmetrisches Gehäuse ohne Hohlraum-Skelet-Design. Dazu kommt eine Software, die nicht bloß […] (00)
vor 8 Stunden
Neuer Einsatz für Frank Koops: «Harter Brocken» am 25. Dezember
Der Weihnachtskrimi mit Aljoscha Stadelmann und Anna Fischer soll an den Festtagen gute Quoten holen. Am 25. Dezember um 20: 15 Uhr feiert der neue Film der beliebten Reihe Harter Brocken Premiere. In „Die Erpressung“ muss Dorfpolizist Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) diesmal einen besonders undurchsichtigen Fall lösen – mit Verbindungen zu ehemaligen DDR-Agenten, tödlichen Geheimnissen und einem Fall, der weit über das beschauliche […] (00)
vor 12 Stunden
New York Knicks - Orlando Magic
New York (dpa) - Der deutsche Basketball-Topstar Franz Wagner hat sich in der NBA verletzt und droht lange auszufallen. Im Spiel seiner Orlando Magic bei den New York Knicks verdrehte sich der Welt- und Europameister das linke Bein nach einem Foul von Landsmann Ariel Hukporti. Der 24 Jahre alte Wagner musste humpelnd, mit schmerzverzerrtem Gesicht und von zwei Leuten gestützt das Feld verlassen. Die Magic teilten mit, dass […] (00)
vor 3 Stunden
btc, bitcoin, cryptocurrency, currency, crypto, gold, digital, blockchain, cryptography, 3d, coin, payment, virtual, btc, btc, btc, bitcoin, bitcoin, cryptocurrency, cryptocurrency, crypto, crypto, crypto, crypto, crypto
Solana (SOL) handelt in der Nähe einer wichtigen monatlichen Unterstützungszone, mit einem Preis von etwa $132. In der vergangenen Woche ist er um 3% gefallen, während die täglichen Verluste bei 1% liegen. Händler beobachten diesen Bereich aufmerksam, da er mit einem langfristigen aufsteigenden Kanal-Unterstützungsniveau übereinstimmt. Test der langfristigen Unterstützung […] (00)
vor 4 Stunden
Neuer ZVO-Stipendiat an der TU Ilmenau
Hilden, 07.12.2025 (PresseBox) - Janos Lörincz absolvierte zunächst ein Chemie-Studium (B.Sc.) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Daran schloss sich ein Lehramtsstudium in den Fächern Chemie und Geschichte an, ebenfalls an der Johannes Gutenberg-Universität. Im Oktober 2025 begann er das Masterstudium der Elektrochemie und Galvanotechnik an der TU Ilmenau. Sein Interesse für Chemie […] (00)
vor 16 Stunden
 
Bald wird im Oberrheingraben Lithium für 500.000 Stromer-Akkus im Jahr gefördert
Bislang ist Lithium aus der Batterieproduktion nicht wegzudenken – und Deutschland abhängig von […] (10)
Autoproduktion (Archiv)
Brüssel - Die EU-Kommission will die ursprünglich für den 10. Dezember angekündigten neuen CO2- […] (00)
Autoproduktion (Archiv)
Berlin - Die deutsche Automobilindustrie erwartet 2026 einen moderaten Anstieg der Pkw- […] (00)
Benjamin Netanjahu (Archiv)
Jerusalem - Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat dem israelischen Ministerpräsidenten […] (00)
«Dick Clark’s New Year’s Rockin’ Eve 2026» trumpft auf
ABC kündigt eine Rekordshow an: So viele Stars, so viele Songs und so viele Stunden Live-Programm gab es […] (00)
Harry und Meghan
(BANG) - Prinz Harry hat scherzhaft bemerkt, dass das Leben in der königlichen Familie wie ein […] (00)
VfB Stuttgart - FC Bayern München
Berlin (dpa) - Der FC Bayern ist nach einer weiteren Gala-Vorstellung in der Fußball-Bundesliga […] (04)
Bericht: Intel soll iPhone-Chips in Zukunft produzieren
Nach einem neuen Bericht soll Intel neben den M-Chips für das iPad zukünftig auch A-Chips für […] (01)
 
 
Suchbegriff