Vollbremsung: BMW steigt aus Formel 1 aus

München/Hamburg (dpa) - BMW-Pilot Nick Heidfeld traf die Nachricht vom Ausstieg wie aus heiterem Himmel, Motorsportdirektor Mario Theissen stand die Enttäuschung nach dem Formel-1-Aus ins Gesicht geschrieben.

«Ich persönlich und alle Teammitglieder sind enttäuscht. Sportlich gesehen wären wir gerne weitergefahren und hätten gerne dieses ambitionierte Projekt weitergeführt», sagte Theissen am Mittwoch in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Hochhaus des Automobilkonzerns in München. Mit einem Paukenschlag wurde die Vollbremsung vollzogen. BMW sagt der Königsklasse nach den sieben Rennen der laufenden Saison «Servus». Unterdessen denken die Konkurrenten über Rettungspläne für den Rennstall nach.

Die Fahrer Heidfeld und sein polnischer Kollege Robert Kubica waren bei der Blitz-PK, die in der Formel 1 erneutes Donnergrollen auslöste, nicht anwesend. «Die Entscheidung zum Formel-1-Ausstieg von BMW kommt für mich unerwartet und tut mir speziell für das Team und alle Mitarbeiter, mit denen ich über Jahre hinweg das Projekt aufbauen durfte, sehr leid», meinte der 32-jährige Heidfeld auf seiner Internetseite. Wie seine Zukunft aussieht? Ungewiss. Sein Vorgänger Ralf Schumacher stellte fest: «Ich hätte nicht mit so einer Entscheidung gerechnet. BMW hatte das Ziel ausgegeben, den WM-Titel zu holen. Der Erfolg blieb aus und so kann man die Entscheidung insgesamt nachvollziehen.»

Hilfe könnte von der Teamvereinigung FOTA kommen. Während sich der Internationale Automobilverband FIA in seinen drastischen Sparkonzepten auch gegen der Willen der meisten Teams bestätigt fühlte, sicherte Gegenspieler FOTA durch Generalsekretär Simone Perillo Hilfe zu. Man sei bereit, «jede notwendige Unterstützung dem in der Schweiz beheimateten Team, dessen Mitgliedschaft in der Vereinigung bestätigt ist, zuzusichern, um sein Engagement in der Formel 1 fortzusetzen», schrieb er in einer Presseerklärung.

Für BMW fällt am 1. November der Formel-1-Vorhang. In Abu Dhabi, nach dann insgesamt 264 Rennen als Motorenlieferant und Hersteller ist Schluss. «Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen», sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer am Mittwoch. «Wir haben gestern im Vorstand entschieden, wir richten unser Motorsport- Engagement neu aus.» Zerknirscht, aber einsichtig gab sich Theissen. «Aus Sicht des Unternehmens kann ich diese Entscheidung nachvollziehen.»

Ein riesiges Aufatmen ging fast zur gleichen Zeit durch das Lager von Toyota. Der in Köln-Marsdorf ansässige Rennstall erhielt am Mittwochmorgen die Zusage aus Japan, weiterhin in der Formel 1 mitfahren zu dürfen, erklärte Teamsprecherin Fernanda Villas-Bôas der Deutschen Presse-Agentur dpa. Seit langem war spekuliert worden, dass nach Honda Ende vergangenen Jahres auch der zweite japanische Automobilkonzern die Königsklasse aus finanziellen Gründen verlassen könne. Durch Kostenreduzierungen werde man das Engagement beibehalten, teilte die Toyota-Zentrale dem Team in einer internen Mail nun aber mit. Auch ein Mercedes-Motorsportsprecher beruhigte direkt alle Fans: «Diese Entscheidung hat keinen Einfluss auf unser Formel-1- Engagement.» Die Schwaben bedauerten ebenfalls den Ausstieg des Rivalen BMW.

Statt in diesem Jahr um die WM zu kämpfen, fährt BMW als derzeit Drittletzter der Teamwertung mit mickrigen acht Punkten deutlich hinter. Bei seinem Vier-Jahres-Plan ist BMW erstmals ins Stocken geriet. Heidfeld und Kubica liegen im Fahrer-Klassement auf den Rängen 13 und 15. «In der aktuellen Saison können wir die Erwartungen leider nicht erfüllen», erklärte Draeger in einer Pressemitteilung unter der Überschrift: «Konsequenter Schritt im Zuge der Neuausrichtung der BMW».

In welchem Umfang es bei BMW und im Team BMW-Sauber zu einem Stellenabbau in München oder Hinwil kommt, steht derzeit noch nicht fest. Entwicklungsvorstand Draeger: «Da wir diese Entscheidung erst gestern getroffen haben, können wir noch nichts Genaueres mitteilen. Wir werden verschiedene Szenarien erarbeiten und bewerten und uns bemühen, für die Mitarbeiter am Standort Hinwil und die in das Formel-1-Projekt eingebundenen Beschäftigten in München Lösungen zu finden.» Schätzungen zufolge sollen insgesamt 700 Beschäftigte für das Formel-1-Team arbeiten.

Eine Möglichkeit für den Fortbestand des Rennstalls wäre eine Übernahme durch Peter Sauber, der noch 20 Prozent an dem Team hält. BMW hatte bei seinem Rennstall 2005 die Mehrheit übernommen. Allerdings müsste Sauber sich einen neuen Motorenlieferanten suchen. Was auch immer passiert, von der Entscheidung wurde auch der Schweizer völlig überrascht. «Ich akzeptiere und respektiere den Entscheid, kann ihn allerdings persönlich nur schwer nachvollziehen», sagte Sauber.

Dass die Bayern die Entscheidung mitten in der Saison bekanntgaben, dürfte vor allem mit dem neuen Concorde Agreement, der Verfassung in der Formel 1, zusammenhängen. Mit dessen Unterzeichnung wird in dieser Woche gerechnet. Darin sollen sich die Teams unter anderem bis 2012 zur Formel 1 bekennen.

Seine größten Erfolge feierte BMW-Sauber, das als Werksteam bislang auf 63 Grand-Prix-Starts kommt und im März 2006 sein Debüt gefeiert hatte, mit dem Premierensieg Kubicas im Juni 2008 im kanadischen Montréal. 2007 war das Team Zweiter in der Konstrukteurswertung geworden, allerdings begünstigt durch die damalige Disqualifikation von McLaren-Mercedes wegen der Spionage- Affäre.

Der derzeit um den WM-Titel kämpfende Sebastian Vettel von Red Bull feierte in einem BMW-Sauber 2007 seine Formel-1-Premiere, nachdem Kubica einen Unfall in Montréal gehabt hatte. 2005 hatte BMW die Übernahme des damaligen Schweizer Sauber-Teams bekanntgegeben. Zuvor war der Automobilhersteller von 2000 an Motorenlieferant für das Team Williams. Der Rennstall hatte den ehrgeizigen Plan, binnen weniger Jahre an die Weltspitze zu fahren, kontinuierlich umsetzen können - bis zu dieser Saison. Der Ausstieg betrifft unterdessen nicht das Engagement von BMW unter anderem in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft.

Motorsport / Formel 1 / BMW-Sauber
29.07.2009 · 15:29 Uhr
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