Versorgungslage im Gazastreifen: Ernährungssituation etwas verbessert, Hungersnotgefahr besteht weiter
Die Ernährungssituation im Gazastreifen zeigt nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leichte Besserungstendenzen, doch die Gefahr einer Hungersnot sei noch immer nicht gebannt. Dies teilte Rik Peeperkorn, WHO-Vertreter für die Palästinensergebiete, während einer Pressekonferenz mit. Die Küstenregion befindet sich seit einem größeren Terroranschlag im Oktober und der darauf folgenden israelischen Militäroffensive gegen die Hamas in einem angespannten Zustand.
Trotz leicht verbesserter Lebensmittelversorgung zeichnen sich erschreckende Bilder von Mangelernährung ab. Es sei bekannt geworden, dass mehr als 40 extrem unterernährte Kinder unter fünf Jahren, die auch unter weiteren Gesundheitsproblemen litten, seit März in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Die WHO gab an, dass einige dieser Kinder bei Einlieferung nur noch ein Gewicht von etwa vier Kilogramm aufwiesen – weit entfernt von den einer gesunden Entwicklung entsprechenden zehn bis 14 Kilogramm. Vor den Kampfhandlungen im letzten Jahr waren kaum Fälle von Mangelernährung im Gazastreifen verzeichnet worden.
Laut Peeperkorn seien die Konsequenzen der Mangelernährung nicht durch kurzfristige Nahrungsmittelzufuhr zu beheben. Er prognostiziert, dass die negativen Auswirkungen der jetzigen Ernährungskrise noch über Jahre zu spüren sein werden. Ahmed Dahir, leitender Arzt des WHO-Büros in Gaza, bestärkte die Sorge um die prekären Lebensbedingungen und bestätigte, dass ein Risiko für Hungersnöte weiterhin bestehe. Kommunikation mit der Presse erfolgte per Videokonferenz zwischen Genf, Jerusalem und dem Gazastreifen.
Beunruhigend ist auch der Bericht über Todesfälle: Laut palästinensischen Behörden sind etwa 25 Kinder, die von starker Unterernährung betroffen waren, in den letzte Wochen verstorben. Peeperkorn betonte, dass diese nicht unmittelbar an Hunger starben, jedoch trug die Mangelernährung maßgeblich zu den Komplikationen bei, die letztlich zum Tod führten. Zwar ist eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben schwierig, aber in der Vergangenheit galten Daten der palästinensischen Behörden als verlässlich, was auch durch UN-Behörden gestützt wird. (eulerpool-AFX)