
Umwandlung von Atommüll plus Rückgewinnung wertvoller Materialien durch Transmutation möglich
Wohin mit dem Atommüll, der aus menschlicher Sicht für Ewigkeiten hochgefährlich bleibt? Laut Experten der TU München und des TÜVs könnte Transmutation das Problem lösen und dabei noch Gewinn einbringen. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) gab bei ihnen eine entsprechende Umsetzungsstudie in Auftrag. Schon die erste Demonstrationsanlage soll sich finanziell selbst tragen und sogar noch ordentlichen Profit abwerfen.

Harmlosere Elemente durch Neutronenbeschuss erzeugen
Der Plan sieht wie folgt aus: Die Wissenschaftler beschießen die Atomkerne alter Brennstäbe mit Neutronen, bis die Kerne zu harmloseren Elementen zerfallen. Das verkürzt sowohl die Strahlungsdauer als auch die -intensität – aus einer Million Jahren werden rund 800. Bei der Umwandlung des radioaktiven Abfalls fallen verschiedene wertvolle Materialien an, zum Beispiel Rhodium, Ruthenium und Uran. Diese ließen sich industriell weiterverwenden. Hinzu kommt die Entstehung der Edelgase Krypton und Xenon sowie der Elemente Strontium und Cäsium. Letztere dienen in der Medizin als nützliche Radioisotope, finden aber auch in der Forschung ihre Abnehmer.
Entstehende Wärme im Fernwärmenetz nutzbar
Nicht zuletzt entsteht bei der Transmutation Wärme für das örtliche Fernwärmenetz: Viele sprichwörtliche Fliegen, die sich mit einer einzigen Klappe schlagen lassen! Besonderes rentabel wäre eine Transmutationsanlage in einem der stillgelegten Atomkraftwerke, die als Atommüll-Zwischenlager dienen. Damit lägen die Brennstäbe bereits vor Ort und müssten nicht mehr aufwändig transportiert werden. Einmaligen Investitionskosten von 1,5 Milliarden Euro und jährlichen Betriebskosten von rund 115 Millionen Euro stünde ein mehrfach höherer Gewinn gegenüber. Bei Einbau in ein bestehendes AKW würden sich die Baukosten sogar noch um etwa 30 Prozent reduzieren.
Bauen könnte eine solche Transmutationsanlage das Schweizer Startup-up Transmutex. Der Müll eines Atomkraftwerks ließe sich aller Voraussicht nach während der Mindestbetriebsdauer von 50 Jahren vollständig umwandeln, so die Experten. Atommüllproblem gelöst? Noch nicht! Erst muss sich das Konzept in der Praxis erweisen, wir warten mit Spannung.
Quelle: welt.de