Ukraine im Reformkurs: Herausforderungen auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft
Die Ukraine sieht sich gefordert, ihr Reformeifer weiter zu intensivieren, um den angestrebten EU-Beitritt voranzutreiben. Eine aktuelle Analyse, präsentiert von der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas und Erweiterungskommissarin Marta Kos in Brüssel, unterstreicht das bereits gezeigte Engagement Kiews unter schwierigen Bedingungen, allerdings auch die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen. Trotz der Herausforderungen während des russischen Krieges hat die Ukraine beachtliche Fortschritte gemacht, um den europäischen Standards näherzukommen.
Die Analyse hebt hervor, dass jüngste negative Tendenzen im Bereich der Antikorruptionsbehörden und Zivilgesellschaft rückgängig gemacht werden müssen. Notwendige Reformen betreffen insbesondere die Grundrechte, Verwaltungs- und Dezentralisierungsprozesse sowie die Stärkung der Justiz und die Bekämpfung organisierter Kriminalität. Diese Bereiche erfordern entschlossenes Handeln, um die Ukraine ihrem Ziel einer EU-Mitgliedschaft näherzubringen.
Die ukrainische Regierung hat das ambitionierte Ziel formuliert, die Beitrittsverhandlungen bis 2028 abzuschließen. Doch die EU-Kommission mahnt, dass diese Zielvorgabe mit einer deutlichen Erhöhung des Reformtempos einhergehen müsse, insbesondere in rechtsstaatlichen Belangen. Neben der Ukraine werden auch die EU-Ambitionen Moldaus sowie der Westbalkanstaaten Montenegro, Albanien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien und Kosovo unter die Lupe genommen. Georgien und die Türkei hingegen müssen mit eingefrorenen Beitrittsprozessen rechnen, wie die Kommission aufgrund demokratischer Defizite andeutet.
Im Falle Montenegros äußert EU-Ratspräsident António Costa, dass das Land mit seinem gegenwärtigen Reformeifer die Verhandlungen bis Ende 2026 abschließen könnte. Er bezog sich dabei auf eine Veranstaltung zur EU-Erweiterung bei Euronews. Eine EU-Ratifikation der Beitrittsverträge durch alle Mitgliedsstaaten bleibt jedoch unabdingbare Voraussetzung für den endgültigen Beitritt.
Der verlängerte Aufnahmeprozess wird in Europa kritisch beleuchtet, da geopolitische Risiken wie eine Annäherung an China oder Russland drohen. Der russische Angriffskrieg verdeutliche die strategische Dimension der EU-Erweiterung, bemerkt Kallas, mit der Betonung auf einem stabilen, aber stringenten Prozess ohne Kompromisse in der Qualität der Aufnahmeprozeduren. Georgien und die Türkei erleben derweil einen Stillstand im Beitrittsprozess, was das europäische Engagement dieser Länder in Frage stellt.

