Tui setzt auf flexible Flugangebote – Expansion über klassische Pauschalreisen hinaus
Tui plant, sein Geschäftsmodell stärker auf dynamische Reiseangebote umzustellen und mehr Sitzplätze bei Drittanbietern wie Ryanair und easyJet zu verkaufen. Europas größter Reiseveranstalter will damit flexibler auf eine schwankende Nachfrage reagieren und Wachstumschancen mit einem risikoarmen Ansatz nutzen.
Bisher setzte Tui vor allem auf eigene Flugkapazitäten oder den Kauf großer Sitzplatzkontingente bei anderen Airlines, um diese in Pauschalreisen zu integrieren. Künftig sollen Kunden verstärkt die Möglichkeit haben, aus verschiedenen Airlines und Hotels zu wählen – ähnlich dem Modell von Online-Reiseplattformen wie Booking.com und Expedia.
Konzernchef Sebastian Ebel kündigte an, solche Kooperationen über Großbritannien hinaus auch in Skandinavien, Spanien und Nordamerika auszubauen. Die Strategie sei notwendig, um in einem volatilen Marktumfeld flexibel zu bleiben. „Wenn wir ein weiteres Flugzeug anschaffen, bedeutet das eine Investition von 30 bis 50 Millionen Euro“, sagte Ebel. Dynamische Angebote ermöglichten hingegen Wachstum mit geringerem Kapitaleinsatz.
Die Nachfrage im Reisemarkt bleibt trotz hoher Buchungszahlen unsicher. Eine Umfrage von AlixPartners ergab, dass 67 Prozent der europäischen Verbraucher 2025 genauso viel oder mehr für Reisen ausgeben wollen wie im Vorjahr. Gleichzeitig gaben fast die Hälfte an, insgesamt über weniger finanzielle Mittel zu verfügen. Bereits im Februar warnte der britische Reiseanbieter Jet2, dass steigende Kosten und eine verhaltene Konsumstimmung die Gewinnmargen belasten könnten.
Tui konnte im ersten Quartal 2024 mit dynamischen Paketreisen bereits 700.000 Kunden gewinnen – ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im gleichen Zeitraum entfiel jede fünfte Buchung auf dieses Modell. Besonders nachgefragt waren günstige Destinationen wie Ägypten, während die Türkei aufgrund steigender Kosten für viele Urlauber weniger attraktiv wurde.
Tui hatte während der Pandemie bereits Teile seines Asset-basierten Geschäfts, darunter Hapag-Lloyd Cruises und eine Beteiligung an den Riu Hotels, veräußert. Der Trend zu dynamischen Paketen markiert eine weitere Abkehr vom klassischen Pauschalreisemodell.

