Trittin ruft zu friedlichem Castor-Protest auf
Gorleben (dpa) - Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hat zu friedlichen Protesten gegen den Castor-Transport mit Atommüll nach Gorleben aufgerufen. «Alles andere wäre für unser Anliegen in höchstem Maße schädlich», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung».
Grüne und Bürgerinitiativen verfolgten seit drei Jahrzehnten «eine Strategie des fantasievollen gewaltfreien Widerstands». Trittin, der in seiner Zeit als Umweltminister selbst mehrere Castor-Transporte zu verantworten hatte und einst vor Blockaden des Zuges gewarnt hatte, betonte, es gebe gerade jetzt gute Gründe zu demonstrieren. Weil die schwarz-gelbe Bundesregierung Atomkraftwerke im Schnitt zwölf Jahre länger laufen lasse, werde die Menge des Atommülls noch um 25 Prozent, also um Hunderte von Tonnen, steigen.
Trittin wies den Vorwurf seines Nachfolgers Norbert Röttgen (CDU) zurück, im Jahr 2000 einen Stopp der Erkundung des Salzstocks Gorleben für ein Endlager verhängt, die Denkpause aber nicht genutzt zu haben. «Wie üblich bei Herrn Röttgen entspricht dies nicht der Wahrheit», sagte Trittin. Unter anderem habe sich Rot-Grün bemüht, «die radioaktiven Hinterlassenschaften» von Ex-Umweltministerin Angela Merkel (CDU) im Zwischenlager Morsleben zu sanieren.
Heute werden nach Angaben von Bürgerinitiativen bis zu 40 000 Menschen zu einer der größten Anti-Castor-Demonstrationen im Wendland erwartet. Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Müll war am Freitag nahe der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gestartet und soll am Samstag die deutsche Grenze passieren. Nicht vor Sonntag wird er im Wendland erwartet.
Nach Angaben des niedersächsischen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Werner Wargel wird eine vierstellige Zahl von Demonstranten erwartet, die vor Straftaten nicht zurückschrecken. «Wir gehen davon aus, dass einige hundert gewaltbereite Autonome die Castor-Proteste für ihre Zwecke missbrauchen wollen», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Die Prognose läge doppelt so hoch wie beim Transport 2008. Er verwies unter anderem darauf, dass 1500 Menschen und mehr als 250 Gruppierungen den Aufruf zum «Castor Schottern», dem massenhaften Entfernen von Steinen aus dem Gleisbett, unterschrieben hätten.