Schule beginnt trotz Schweinegrippe wie vorgesehen

Hannover/Hamburg (dpa) - Trotz einer steigenden Zahl von Schweinegrippefällen soll das neue Schuljahr in den zunächst betroffenen Bundesländern wir vorgesehen beginnen.

An diesem Donnerstag startet in Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Unterricht. Am Montag folgt Sachsen.

Eine Verlängerung der Schulferien, wie derzeit in Nordrhein- Westfalen angedacht, hält auch der Immunologe Prof. Reinhold E. Schmidt für nicht notwendig. «Dies wird an der Ausbreitung der Grippe nicht viel ändern», sagte Leiter der Klinik für Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Schließlich seien die meisten Fälle von Schweinegrippe aus dem Ausland eingeschleppt worden.

«Aus medizinischer Sicht handelt es sich nicht um eine besonders bedrohliche Erkrankung», betonte Schmidt in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zu beachten seien eine gesunde Ernährung, frische Luft und Hygiene. Kinder mit grippalen Symptomen sollten aber auf jeden Fall zu Hause bleiben und zum Arzt gebracht werden.

Die deutschen Unternehmen sollten sich nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) konsequenter auf eine drohende Massenausbreitung der Schweinegrippe im Herbst vorbereiten. «Die wirtschaftlichen Auswirkungen einer flächendeckenden Pandemie können kurzfristig sehr wohl spürbar werden», sagte DIHK-Präsident Hans-Heinrich Driftmann am Mittwoch der Internet-Ausgabe der «Frankfurter Rundschau», «FR-online.de». Nicht nur große Firmen, auch mittelständische Betriebe, seien gut beraten, Pandemie-Notfallpläne zu erarbeiten.

Die Bundesländer, in denen die Schule diese oder nächste Wochen beginnt, möchten die Ferien nicht verlängern, wie eine dpa-Umfrage ergab. In Sachsen-Anhalt wurden aber alle Schulen über das Vorgehen bei einem Verdachtsfall informiert. So sollen erkrankte Kinder möglichst schnell von ihren Eltern abgeholt werden.

Das Robert Koch-Institut hatte nach jüngsten Daten 7963 Fälle von Schweinegrippe in Deutschland registriert. Innerhalb eines Tages waren damit 786 Fälle neu hinzugekommen, der größte Teil davon (597 Fälle) waren Reiserückkehrer.

Am Dienstag hatte sich der Virologe Alexander S. Kekulé für eine Verlängerung der Schulferien ausgesprochen. Dies sei eine gute Möglichkeit, die Verbreitungswelle abzufangen, sagte der Direktor des Instituts für medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum in Halle am Dienstag im Gespräch mit «Handelsblatt.com». Zugleich empfahl er, auch die Kindertagesstätten in diese Überlegungen miteinzubeziehen. Kekulé rechnet zum Ende der Schulferien mit einem rasanten Anstieg der an Schweinegrippe erkrankten Deutschen.

Unterdessen hat Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Martina Bunge (Linke), die geplante Massenimpfung gegen Schweinegrippe verteidigt. Der gegenwärtig erprobte Musterimpfstoff habe den Vorteil, dass er schon während der Vogelgrippe entwickelt worden sei und relativ bald eingesetzt werden könne, sagte Bunge im «SWR2 Tagesgespräch» am Mittwoch. Trotz der derzeit noch glimpflichen Krankheitsverläufe sei die Impfung sinnvoll, denn über die weitere Entwicklung der Pandemie könne noch nichts Verlässliches gesagt werden. Bei den Kosten der Massenimpfung dürften die Krankenkassen von Bund und Länder nicht alleingelassen werden, verlangte Bunge.

Am 12. August befasse sich das Bundeskabinett mit dem Verordnungsentwurf zur Impfung, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin. Das Ziel von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sei es, dass jeder, der geimpft werden wolle, auch geimpft werden könne, sagte die Sprecherin. Die Krankenkassen wehren sich gegen die volle Finanzierung der Millionenkosten. Die Sprecherin bekräftigte, empfohlene Schutzimpfungen seien seit der Gesundheitsreform 2007 Pflichtleistung der Kassen.

Gesundheit / Schweinegrippe / Schulen
05.08.2009 · 20:57 Uhr
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