Russische Islamisten bekennen sich zu Zug-Anschlag
Nachdem die Regierung in Moskau ihre «blutige Besatzungspolitik» im Kaukasus fortsetze, habe sich die Gruppe zu einem «Sabotagekrieg» im russischen Kernland entschlossen, heißt es in einem Schreiben, das am Mittwoch auf einer Internetseite tschetschenischer Separatisten veröffentlicht wurde. Kremlchef Dmitri Medwedew erließ wegen der Terrorgefahr am Abend eine Anordnung über die Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen an den Bahnstrecken Russlands.
Zuvor hatte bereits Chefermittler Alexander Bastrykin gesagt, der Anschlag von Freitagabend mit mindestens 26 Toten trage die Handschrift von Rebellen aus dem Nordkaukasus. Gesucht werden vier Kaukasier. Medwedew forderte eine rasche Festnahme der Männer. Zudem wies er an, die Entschädigung für die Familien der Opfer auf 1,1 Millionen Rubel (25 000 Euro) zu verdoppeln. FSB-Geheimdienstchef Alexander Bortnikow teilte mit, es gebe dank neuer Erkenntnisse Hoffnung auf eine baldige Aufklärung der Bluttat.
Die Extremisten begründeten in dem Schreiben den Anschlag auf den «Newski Express» mit den vielen hohen Beamten, die den Luxuszug zwischen den beiden größten Städten des Landes genutzt hatten. Die Gruppe bereite weitere Attentate auf «strategische Ziele» vor. Die gesuchten Kaukasier hätten sich vor dem Anschlag «verdächtig» in der Region verhalten, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörden. Die Staatsduma in Moskau ehrte die Opfer des Anschlags am Mittwoch vor ihrer Sitzung mit einer Schweigeminute. In Moskau versammelten sich mehr als 10 000 Menschen bei einer Anti-Terror-Demonstration.
Etwa 100 der mehr als 650 Passagiere des voll besetzten Zuges waren am Freitagabend verletzt worden, als an der Strecke des «Newski Express» ein Sprengsatz explodierte. Als Drahtzieher des Anschlags wird der zu islamistischen Terroristen übergelaufene Ex-Soldat Pawel Kossolapow gesucht. Ihm werden Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida nachgesagt. Der Anschlag war das schwerste Attentat auf ein ziviles Ziel außerhalb des Nordkaukasus seit fünf Jahren. In der Region kämpfen islamistische Rebellen für ein von Russland unabhängiges Kaukasus-Emirat.