Protestkultur mit Hindernissen: Columbia University im Dilemma zwischen Meinungsfreiheit und Antisemitismusbekämpfung
An der ehrwürdigen Columbia University stehen die Uhren nicht still – der Geist des Protests lebt weiter. Studierende, die sich für die palästinensische Sache einsetzen, haben das Idyll des Südrasens vor der Butler Library in ein Zeltlager verwandelt, trotzig gegenüber der Aufforderung der Universitätsverwaltung zur Räumung. Hochschulleben trifft auf Aktivismus, mit der Errichtung einer provisorischen Küche und der Durchführung von Bildungsveranstaltungen sowie Filmvorführungen.
In einer Zeit der Zuspitzung zieht sich ein roter Faden von der universitären Tradition über die Herausforderungen der Gegenwart bis in die hehren Hallen des Kongresses. Die Universitätspräsidentin Nemat Shafik stand vor dem Bildungsausschuss des Repräsentantenhauses und musste einräumen, dass gängige Slogans bei Pro-Palästina-Demonstrationen durchaus als antisemitisch aufgefasst werden könnten. Dies stellt sie und andere Hochschulverantwortliche vor die heikle Aufgabe, einerseits die Redefreiheit zu verteidigen und andererseits eine Atmosphäre ohne Belästigung und Diskriminierung zu gewährleisten.
Die Auseinandersetzung unter freiem Himmel ist aber mehr als eine campusinterne Debatte. Sie verkörpert die universelle Frage nach dem Austarieren von Meinungsfreiheit und Schutz vor Hassrede. Ein Spannungsfeld, auf dem sich die Studierendenaktivistin Maryam Alwan deutlich positioniert: Polizeidrohungen seien lediglich ein Ansporn für mehr Mobilisierung.
Erinnert sei an das Jahr 1968 – ein Jahr, in dem Polizeigewalt gegen protestierende Studierende der Columbia University deren Ruf massiv beschädigte. Die Folge war eine Reformwelle zugunsten studentischer Aktivitäten. Die derzeitige Konfrontation auf dem Campus zeigt, dass die Vergangenheit und Gegenwart in einem wechselseitigen Dialog stehen und vergangene Lehren immer noch aktuell sind. (eulerpool-AFX)