Palworld: US-Patentamt nimmt Nintendos Patent ins Visier
In der hitzigen Auseinandersetzung zwischen Nintendo und dem Palworld-Studio Pocketpair hat das US-Patent- und Markenamt (USPTO) eine unerwartete und potenziell spielverändernde Entscheidung getroffen. Die Behörde hat eine Neuprüfung von Nintendos erst kürzlich gewährtem Patent angeordnet, das die Spielmechanik des Herbeirufens eines Untercharakters zum Kämpfen schützt. Dieser Vorgang ist an sich schon bemerkenswert. Dass jedoch USPTO-Direktor John A. Squires persönlich die Überprüfung initiierte – ein äußerst seltener Schritt –, verleiht der Angelegenheit eine explosive Brisanz. Als Grund wurden „substanzielle neue Fragen der Patentierbarkeit“ angeführt, die Zweifel an der Neuartigkeit von Nintendos Ansprüchen aufkommen lassen.
Die Geister der Vergangenheit
In der offiziellen Anordnung verweist Squires auf frühere Publikationen, bekannt als „Yabe“ und „Taura“. Dabei handelt es sich um ältere Patente, die bereits Szenarien beschreiben, in denen ein Begleitcharakter an der Seite des Spielers kämpft, sei es automatisch oder durch manuelle Eingaben. Diese historischen Belege, im Patentrecht als „Stand der Technik“ bekannt, stellen die entscheidende Frage: Bringt Nintendos Patent US 12,403,397, das erst im September 2025 erteilt wurde, wirklich eine bahnbrechende Neuerung hervor, oder beschreibt es lediglich ein Konzept, das in der Spieleentwicklung seit Jahrzehnten existiert? Die Neuartigkeit, eine Grundvoraussetzung für jedes Patent, steht damit fundamental auf dem Prüfstand.
Ein Beben in der Entwickler-Szene
Die Überprüfung folgt auf wochenlange, massive Kritik von IP-Experten und Kommentatoren, die das Patent von Anfang an als übermäßig breit und unzureichend geprüft ansahen. Die Tatsache, dass der USPTO-Direktor ohne eine formelle Petition von dritter Seite eingreift, wird als klares Signal gewertet: Die Behörde will die Stichhaltigkeit dieses Patents gründlich testen, bevor es zu einem Flächenbrand in der Branche führt und weitreichende rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Obwohl die Anwendung oft durch die Pokémon-Brille diskutiert wird, ist ihre Sprache plattformunabhängig formuliert. Genau aus diesem Grund haben Entwickler aller Genres diesen Fall mit Argusaugen verfolgt, da ein weitreichendes Patent die kreative Freiheit empfindlich einschränken könnte.
Das juristische Tauziehen beginnt von Neuem
Was nun folgt, ist ein prozessualer, aber entscheidender Akt. Die Prüfer werden die Ansprüche von Nintendo erneut gegen den zitierten Stand der Technik abwägen. Nintendo erhält die Möglichkeit, seine Position zu verteidigen oder die Ansprüche des Patents zu ändern und einzugrenzen. Am Ende dieses Prozesses könnte das Patent bestätigt, eingeschränkt oder in Teilen sogar für ungültig erklärt werden. Juristisch ändert sich für den Moment nichts, doch die Beweislast hat sich dramatisch verschoben. Nicht mehr Pocketpair, sondern Nintendo muss nun beweisen, warum seine Ansprüche in der vorliegenden Form Bestand haben sollten. Der Ausgang dieses Kampfes könnte die Landschaft des geistigen Eigentums in der Spielebranche nachhaltig verändern.


