Neue Sicherheitsstrategie plädiert für ein souveräneres Europa
Die jüngst veröffentlichte Sicherheitsdoktrin der Vereinigten Staaten liefert unmissverständliche Signale in Richtung Europa: Die Zeit ist reif für den Kontinent, über seine bisherige Rolle hinauszuwachsen und eine zentralere Stellung auf der globalen Bühne einzunehmen. Angesichts der zunehmenden Risiken und Herausforderungen in der internationalen Sicherheitsarchitektur wird ein starkes, vereintes Bündnis der liberalen Demokratien zur essenziellen Notwendigkeit. Europa ist aufgefordert, nicht nur seine Stärken auszubauen, sondern auch als führendes Beispiel einer geeinten Vision zu agieren, ein Appell, der sowohl in den Hallen der Europäischen Union in Brüssel als auch darüber hinaus Resonanz finden sollte.
Häufig wird die Europäische Union zwar rhetorisch als globaler Akteur präsentiert, doch allzu oft bleibt ihre Stärke auf dem internationalen Parkett theoretischer Natur. Hauptverantwortlich hierfür ist eine in sich gespaltene Haltung bei der Entwicklung und Implementierung einer gemeinsamen Außenpolitik. Die Fähigkeit, einer gemeinsamen politischen Linie zu folgen, ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um der EU in Angelegenheiten von globaler Tragweite sowohl militärischen als auch politischen und wirtschaftlichen Respekt zu verschaffen. Die EU muss ihre internen Differenzen überwinden, um konsistent und geschlossen auftreten zu können.
Während die Vereinigten Staaten sich aktuell in einer Phase der Neubewertung von Bündnissen befinden und dabei möglicherweise auf Distanz zu einigen ihrer traditionellen Partner gehen, sollte Europa nicht fälschlicherweise hoffen, dass diese Verschiebung lediglich von kurzfristiger Dauer ist. Vielmehr ist der Augenblick gekommen, für Europa seine eigene, selbstbestimmte Rolle in der internationalen Politik zu definieren und zu festigen. Der Kontinent hat jetzt die historische Gelegenheit, seine strategische Autonomie zu stärken und sich unabhängig von transatlantischen Unsicherheiten als eigenständiger und verlässlicher Akteur zu etablieren.

