Neubautrasse oder Ausbau im Bestand? Der Norddeutsche Bahnstreit spitzt sich zu
Im Norden Deutschlands schwelt ein kontroverses Thema: Soll die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover umfassend modernisiert oder gleich neu gebaut werden? Während Hamburg, Hannover, Lüneburg und der Landkreis Lüneburg sich klar für einen Neubau positionieren, unterstützt von der Deutschen Bahn, plädiert Niedersachsens rot-grüne Landesregierung für eine Nutzung und Erweiterung der bestehenden Infrastruktur. Die Entscheidung, die letztlich beim Deutschen Bundestag liegt, bleibt weiterhin offen, da der entsprechende Bericht des Bundesverkehrsministeriums noch aussteht. Doch die Argumente für und gegen den Neubau sind vielfältig und haben längst breite Bevölkerungsschichten mobilisiert.
Befürworter des Neubaus betonen vor allem die Vorteile in Bezug auf Reisezeiten: Mit neuen Gleisen könnten Züge deutlich schneller zwischen den Metropolen verkehren. Der ICE würde die Strecke Hamburg-Hannover in unter einer Stunde zurücklegen, was vor allem auch dem Nahverkehr in der Heide zugute käme. Zudem ist die bestehende Verbindung überlastet und unpünktlich – ein Umstand, den auch die Bürgermeister Lüneburgs und Hannovers kritisieren, die hierin eine unzureichende Antwort auf die steigenden Anforderungen im Personen- und Güterverkehr sehen.
Gegenstimmen hingegen, darunter Niedersachsens Ministerpräsident und diverse Bürgerinitiativen, warnen vor der Langwierigkeit eines Neubaus und heben die Möglichkeit einer schnelleren Entlastung durch einen Ausbau hervor. Sie propagieren die Einhaltung zuvor erzielter Kompromisse, wie sie im Dialogforum Schiene Nord 2015 ausgehandelt wurden. Zudem meldet sich der Naturschutzbund Niedersachsen zu Wort, der die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Artenvielfalt bei einem Neubau kritisiert. Das Ringen um die beste Lösung für den Bahnausbau in Norddeutschland bleibt unvermindert spannend.

