Nach Moskauer Metro-Terror 39 Tote

Moskau (dpa) - Trauer und Wut nach dem doppelten Terroranschlag in der Moskauer Metro: In der russischen Hauptstadt wurden die Fahnen am Dienstag an offiziellen Gebäuden auf Halbmast gesetzt. Als Zeichen der Trauer verzichteten Fernseh- und Hörfunksender auf Unterhaltungsprogramme und Werbung.

Die russisch-orthodoxe Kirche organisierte Trauergottesdienste. Patriarch Kirill kündigte an, für die Opfer zu beten, und schickte Priester zu den Verwundeten in die Krankenhäuser.

Die Zahl der Toten stieg unterdessen auf 39. Eine Frau sei im Krankenhaus an ihren Verletzungen gestorben, sagte der Chef der Moskauer Gesundheitsbehörde, Andrej Selzowski. Ärzte schlossen nicht aus, dass die Zahl der Toten weiter steigen könnte, da unter den etwa 70 Verletzten einige noch immer um ihr Leben ringen. Etwa 800 Menschen meldeten sich nach den Anschlägen bei der Notrufnummer eines Psychiatrischen Instituts.

«Dutzende Tote, Millionen in Angst», titelte die russische Boulevard-Zeitung «Moskowski Komsomolez», die am Dienstag mit Bildern blutüberströmter Menschen und mit dickem Trauerrand erschien. Nach dem Bericht hatten sich die beiden islamistischen Attentäterinnen wohl kaum von den übrigen Passagieren unterschieden. Die Gesichter seien unverhüllt, die Kleidung unauffällig gewesen. Da die Frauen von der Sprengkraft der Bomben zerrissen wurden, war ihre Identität unklar. Moskauer Medien bezeichneten sie als «Schachidki», «Heilige Kriegerinnen». Ob sie Schwestern, Töchter oder Witwen von im Nordkaukasus getöteten Islamisten waren, war zunächst nicht bekannt.

Kommentatoren kritisierten das «katastrophale» Krisenmanagement der Stadt, obwohl es schon in der Vergangenheit mehrfach Anschläge gegeben hatte. Das Attentat habe deutlich gemacht, dass in der Hauptstadt mehr Hubschrauber-Landeplätze an Krankenhäusern benötigt würden, sagte Zivilschutzminister Sergej Schoigu.

Präsident Dmitri Medwedew hatte am Vorabend an einem der Tatorte in der Metro Blumen niedergelegt. Er verurteilte das Blutbad und erklärte, die Verantwortlichen dafür seien keine Menschen, sondern «Bestien», und würden getötet. Der Kremlchef ordnete verschärfte Sicherheitsvorkehrungen an, um weitere Terrorakte zu verhindern. Bei einem Telefonat kondolierte US-Präsident Barack Obama persönlich und bot Hilfe im gemeinsamen Anti-Terror-Kampf an.

Die Außenminister der sieben größten Industriestaaten und Russlands (G8) verurteilten die Selbstmordanschläge bei ihrem Treffen in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Der Terrorismus müsse international bekämpft werden, meinte Kanadas Außenminister Lawrence Cannon in einer Erklärung.

Am Vortag hatten zwei Selbstmordattentäterinnen mitten im Berufsverkehr Sprengsätze in der Metro gezündet. Es war das größte Blutbad islamistischer Terroristen seit sechs Jahren in der U-Bahn. Nach dem Doppelanschlag fahnden die russischen Ermittler nach zwei Frauen und einem Mann, die den Selbstmordattentäterinnen geholfen haben sollen. Hinter der Bluttat werden islamistische Untergrundkämpfer aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus vermutet.

Die beiden Sprengsätze waren auf der roten Metro-Linie innerhalb von weniger als einer Stunde hochgegangen. Zur ersten Explosion kam es an der Lubjanka, wo der russische Inlandsgeheimdienst FSB seinen Sitz hat. Von dort werden die Operationen russischer Sicherheitskräfte gegen Rebellen im Nordkaukasus gesteuert. Die für einen unabhängigen Gottesstaat in der Konfliktregion kämpfenden Islamisten hatten zuletzt immer wieder gedroht, den Heiligen Krieg, den Dschihad, ins russische Kernland zu tragen.

Terrorismus / Russland
30.03.2010 · 11:28 Uhr
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