Streikwelle rollt an: Baugewerbe steht massiven Arbeitsniederlegungen gegenüber
Die Zeichen stehen auf Sturm im deutschen Baugewerbe. Nachdem die Arbeitgeberverbände aus Bauindustrie und Baugewerbe den Schlichterspruch zur Gehaltsanhebung zurückwiesen, kündigt die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) nun Streiks an. Mit rund 930.000 angestellten Arbeitnehmern in der Branche, droht die Aktion das Baugeschehen in Deutschland weitreichend zu lähmen.
Robert Feiger, der Bundesvorsitzende der IG BAU, hat in Frankfurt deutliche Worte gefunden. Er prognostiziert einen starken Streik: 'Die Baukräne werden stillstehen und die Maschinen schweigen'. Dabei sollen große Konzerne ebenso wie kleine Handwerksbetriebe ins Visier der Arbeitskampfmaßnahmen geraten. Wann die Streiks beginnen, wurde allerdings noch nicht präzisiert.
Die Gewerkschaft hatte zuvor den Schlichtungsvorschlag von Rainer Schlegel, dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, akzeptiert, welcher eine pauschale Lohnerhöhung von 250 Euro im Mai sowie eine weitere prozentuale Anhebung für 2024 vorsah. Doch nach der Ablehnung seitens der Arbeitgeber fühlt sich die IG BAU nicht mehr an diesen Kompromiss gebunden und verfolgt nun ihre ursprüngliche Forderung einer monatlichen Erhöhung um 500 Euro.
Uwe Nostitz, als Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, sieht schwerwiegende Probleme im Schlichterspruch. Er bemängelt, dass dieser inhaltliche Fehler aufweist und die momentane wirtschaftliche Lage, mit schrumpfenden Realumsätzen, verkenne. Jutta Beeke vom Hauptverband der Bauindustrie stößt ins gleiche Horn und kritisiert die pauschalen Lohnerhöhungen als unzureichend differenziert und daher nicht tragbar für die Arbeitgeber.
Nach mehreren erfolglosen Verhandlungsrunden hatte die IG BAU die Schlichtung in Anspruch genommen, die schließlich zu Schlegels Schlichterspruch am 19. April führte. Die Arbeitgeber hatten zuvor eigene Gehaltserhöhungsangebote unterbreitet, die sich auf moderate prozentuale Anstiege für die nächsten Jahre beliefen und sich an der Krise im Wohnungsbau orientierten.
Das Bauhauptgewerbe, eine der tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft mit einem Umsatz von etwa 162 Milliarden Euro im Jahr 2023 und lange Zeit konjunktureller Stabilisator, sieht sich nun mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. (eulerpool-AFX)