Moody’s entzieht den USA die Topbonität – Anleger reagieren mit Flucht aus Langläufern
Die Ratingagentur Moody’s hat den USA am Freitagabend die Bestnote „Aaa“ entzogen und sie auf „Aa1“ herabgestuft. Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass keine der drei großen Agenturen den Vereinigten Staaten mehr eine makellose Kreditwürdigkeit bescheinigt. Die unmittelbaren Folgen waren deutlich: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg am Montag auf 4,55 Prozent, bei dreißigjährigen Papieren sogar auf über fünf Prozent – ein Plus von bis zu 0,8 Prozentpunkten.
Auch europäische Märkte gerieten unter Druck. Britische Gilts mit 30-jähriger Laufzeit notierten mit 5,45 Prozent so hoch wie seit zwei Monaten nicht mehr. An den Aktienmärkten verloren US-Indizes zu Handelsbeginn bis zu ein Prozent. In Europa hielt sich der Dax knapp stabil, der Euro Stoxx 50 sank um 0,5 Prozent.
Moody’s begründet die Entscheidung mit der wachsenden strukturellen Verschuldung der USA. Der Vorschlag von Präsident Donald Trump, das Schuldenlimit erneut deutlich auszuweiten, hat Sorgen über die langfristige Tragfähigkeit der US-Finanzpolitik verstärkt. Die Ratingagentur warnt, das Defizit könnte bis 2035 auf bis zu neun Prozent des BIP anwachsen – ohne tiefgreifende Konsolidierung.
Anleger weltweit reagieren zunehmend skeptisch. Eine Analyse des Vermögensverwalters Apollo zeigt: Der Anteil indirekter Gebote – meist von ausländischen Investoren – bei Auktionen 30-jähriger US-Staatsanleihen fiel auf unter 60 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit mindestens Anfang 2020. Auch China hat seine Bestände langfristiger US-Anleihen zuletzt reduziert.
Der ehemalige Hedgefondsmanager Ray Dalio warnte vor einer Abwärtsspirale aus steigenden Zinsen und wachsender Verschuldung. EZB-Chefin Christine Lagarde sprach in einem Interview von einem „Vertrauensverlust in die US-Politik“ in Teilen der Finanzmärkte. Moody’s habe, so heißt es aus Analystenkreisen, nur nachvollzogen, was der Markt bereits vorweggenommen hatte.
Timo Steinbusch von der Apobank sieht die Abwertung als „Paukenschlag“ und verweist auf die neue Fragilität des Gleichgewichts zwischen Fiskalpolitik, Geldpolitik und Vertrauen der Märkte. Auch Société Générale warnt: Sollte sich die US-Staatsanleihe vom Status des „sicheren Hafens“ lösen, drohten Auswirkungen auf sämtliche US-Vermögenswerte.
Finanzminister Scott Bessent hingegen spielte die Bedeutung der Herabstufung herunter: „Moody’s ist ein nachlaufender Indikator“, sagte er bei NBC. Dennoch kündigte er an, die US-Regierung werde Schulden abbauen und das Wachstum steigern. Ob das ausreicht, um die Investoren zurückzugewinnen, bleibt offen.