Mobilitätswende trifft auf Rentenwelle: Verkehrsberufe vor akutem Fachkräftemangel
Eine umfassende Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung am arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft bringt es an den Tag: Die Belegschaft der öffentlichen Verkehrsunternehmen vor einer massiven Alterungswelle. In den nächsten Jahren zeichnet sich ein verschärfter Fachkräftemangel ab, da vier von zehn Bus- und Straßenbahnfahrern das Rentenalter erreichen. Über 54.500 dieser Berufsgruppe werden schon bald den Arbeitsmarkt verlassen – ein Rekord im Vergleich zu anderen Branchen in Bezug auf bevorstehende Renten.
Die Herausforderung des Ersatzes erfahrener Fachkräfte durch neue Talente wird durch die verhältnismäßig höchsten Steigerungen beim Fachkräftemangel im vergangenen Jahr noch gravierender. Ein Personalzuwachs scheiterte in 3594 Fällen an der mangelnden Verfügbarkeit qualifizierter Kandidaten – das sind im Jahresvergleich 89 Prozent mehr unbesetzte Stellen. Ein verstärkter Bedarf resultiert laut Autor Jurek Tiedemann aus der voranschreitenden Mobilitätswende, die eine personelle Aufstockung erfordert.
Mit aktuell rund 137.314 sozialversichert Beschäftigten, die als Bus- und Straßenbahnfahrer tätig sind, steht der Bedarf an Nachwuchskräften in klarem Missverhältnis zu den Pensionierungen. Betrachtet man den gesamten deutschen Arbeitsmarkt, werden innerhalb des nächsten Jahrzehnts ein Viertel der Beschäftigten, darunter 4,5 Millionen Fachkräfte mit entsprechender Ausbildung, aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Einen noch härteren Schlag versetzt der Demographiewandel dem Segment Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit, wo 29,1 Prozent der Beschäftigten kurz vor dem Ruhestand stehen, sowie dem Bereich der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung mit über 1,3 Millionen scheidenden Fachkräften.
Um den drohenden Mangel an Fachpersonal zu bekämpfen, schlagen die Studienautoren Maßnahmen vor, die auf eine stärkere Einbindung und längere Beschäftigungsdauer älterer Arbeitskräfte abzielen. Dazu gehören spezifische Stellenausschreibungen, altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung, Gesundheitsförderung und eine flexiblere Arbeitszeitregelung, inklusive Möglichkeiten für Homeoffice. Eine positive Entwicklung ist die gestiegene Erwerbstätigenquote von Menschen zwischen 55 und 64 Jahren, die sich von 43 Prozent im Jahr 2013 auf 57 Prozent im Jahr 2023 erhöhte. (eulerpool-AFX)