Milliardenschwere Rückstellung: Postbank-Übernahme belastet Deutsche Bank
Die Deutsche Bank sieht sich im Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank mit möglichen milliardenschweren Nachzahlungen konfrontiert, was am Montag für Bedrückung am Finanzmarkt sorgte. Das Frankfurter Finanzinstitut annoncierte eine vorsorgliche Rückstellung von etwa 1,3 Milliarden Euro für das zweite Quartal, nachdem das zuständige Gericht eine teilweise Begründetheit der Aktionärsklagen signalisiert hatte.
Diese Nachricht löste eine negativ empfundene Bewegung der Deutsche-Bank-Aktie aus, die mit einem Minus von vier Prozent auf 15,88 Euro den größten Verlust innerhalb des DAX verzeichnete. Dies folgte nach einer erheblichen Steigerung des Aktienwerts seit Jahresanfang, der insbesondere durch die Bekanntgabe erfreulicher Geschäftszahlen des ersten Quartals verursacht war, bei denen die Aktie auf ein Preisniveau stieg, das zuletzt im Jahr 2017 erreicht wurde.
Die erwartete Belastung beruht auf dem Gesamtbetrag der Forderungen inklusive Zinsen und setzt den Erfolg sämtlicher Klagen voraus. Sollte dies eintreffen, könnte der Deutsche Bank ein signifikanter Gewinnrückgang drohen. Analysten prognostizierten für das Jahr 2024 einen Überschuss von rund 4 Milliarden Euro, während der Gewinn im Vorjahr auf 4,2 Milliarden Euro gesunken war.
Dieser Rechtskonflikt, der sich über circa 14 Jahre erstreckt, entstand aus der Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank kurz vor der Finanzkrise 2008/2009. Die Kläger argumentieren, dass die gezahlten 25 Euro pro Aktie im Jahr 2010 zu gering bemessen waren und stattdessen 57,25 Euro fällig gewesen wären, weil bereits 2008 die Kontrollmehrheit übernommen worden sei. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs hob Ende 2022 frühere Entscheidungen auf und verwies die Fälle zurück an das Oberlandesgericht.
Obgleich die Deutsche Bank die gerichtliche Einschätzung entschieden zurückweist, erhöht sich für das Geldhaus die Wahrscheinlichkeit, Nachzahlungen leisten zu müssen. Eine endgültige Klärung wird für den Sommer erwartet, wobei das Gericht eine Entscheidung für den 21. August angekündigt und zugleich einen Vergleichsvorschlag unterbreitet hat.
Eine Analyse der Bank zeigt, dass die Rückstellung ihr hartes Kernkapital (CET1) zum 31. März auf 13,25 Prozent schmälern würde. Die Verschuldungsquote zum gleichen Stichtag stünde bei 4,42 Prozent. Trotz der drohenden finanziellen Lasten besteht seitens des Managements keine Befürchtung, dass die strategischen und finanziellen Ziele der Bank beeinträchtigt würden. Doch will der Vorstand die rechtlichen Aspekte und finanziellen Konsequenzen weiter sorgfältig evaluieren. (eulerpool-AFX)