Lisa Su: Die Architektin hinter AMDs beispiellosem Aufstieg
Als Lisa Su vor einem Jahrzehnt AMD als CEO übernahm, stand das Unternehmen am Abgrund. Die Aktien taumelten bei 3 Dollar, und das Schicksal des Halbleiterherstellers schien besiegelt.
Doch Su, von Beruf Ingenieurin, startete eine grundlegende Umgestaltung der AMD-Produkte und nutzte die AI-Revolution als Sprungbrett. Der Wendepunkt kam 2022, als AMDs Firmenwert erstmals seinen Rivalen Intel überholte – ein Erfolg, der dank Sus weitsichtiger Strategie mittlerweile an der Harvard Business School gelehrt wird.
Trotz alledem bleibt AMD in der Halbleiterwelt auf dem zweiten Platz, weit hinter Nvidia. Letzteres Unternehmen, geführt von Sus Cousin Jensen Huang, dominierte in den letzten Jahren den Markt für AI-Datenzentren mit einem Anteil von 95% an den verkauften GPUs im dritten Quartal 2024.
AMD reagiert darauf mit Restrukturierungsmaßnahmen, einschließlich eines Personalabbaus um 4%, um sich noch stärker auf AI-Chancen zu fokussieren. Risikofaktoren für die Zukunft sind dabei zahlreich: Die technologische Entwicklung im AI-Bereich muss ebenso stabil bleiben wie die geopolitische Lage in Taiwan, wo AMDs Spitzenchips produziert werden.
Su meistert die Herausforderungen mit ihrem einzigartigen Führungsstil. Ihre strategische Schärfe und ihr Talent, die richtigen Leute ins Boot zu holen, sind unübertroffen. In beißendem Ton fordert sie von ihren Führungskräften mehr Eigenständigkeit und schnelleres Handeln.
Ihre Hingabe an Innovation zeigt sich, wenn sie persönlich im Labor an neuen Chips mitarbeitet. Globale Spannungen, insbesondere mit China, machen die Halbleiterindustrie zu einem Schlachtfeld der Supermächte.
Die Zusammenarbeit von 2016 zwischen AMD und chinesischen Unternehmen hat sich inzwischen als riskant erwiesen, im Schatten von Handelsrestriktionen und zunehmenden politischen Spannungen. Damit steigt die Bedeutung von Superscomputern, die durch AMDs Technik neue Maßstäbe setzen.
Der El Capitan, der als leistungsstärkster Supercomputer der Welt gilt und mit über 44.000 AMD-Chips ausgestattet ist, unterstreicht AMDs technologischen Einfluss. Trotz Nvidias Dominanz, vor allem im Bereich der GPU-gesteuerten AI-Schulungen, sieht AMD Chancen im AI-Inferenz-Markt, insbesondere mit dem Instinct MI300X Chip.
Mit einem prognostizierten Marktvolumen von 500 Milliarden Dollar bis 2028 bleibt die Zukunft für AMD vielversprechend. Selbst bei steigender Konkurrenz der großen Tech-Unternehmen, die eigene Chips entwickeln, sieht Su eine Gelegenheit: Ein breiteres Ökosystem könnte den gesamten Computermarkt weiter beleben.

