Kurswechsel bei ING: Zwischen Wachstum und Kundenbindung
Bei der ING Deutschland stehen bedeutende Neuerungen an, die das Angebot der Direktbank erweitern und Kundenbedürfnisse besser abdecken sollen. Unter der Leitung von Lars Stoy, der zu Beginn des Jahres das Ruder übernommen hat, strebt das Unternehmen an, Lücken in seinem Serviceportfolio zu schließen. Besonders in Reisezeiten wurde das Fehlen einer vollwertigen Kreditkarte kritisiert. Dies soll sich ab 2026 ändern. Stoy verspricht, dass die Kreditkarte hoch auf der Prioritätenliste steht und die Bank damit ihre Palette bedarfsgerechter Lösungen erweitern möchte. Während der Kundenstamm im März erstmals die Zehn-Millionen-Marke übersprang, verfolgt Stoy eine Strategie, die auf intensivere Kundenbindungen statt reinem Wachstum setzt. Ein Girokonto Junior soll jungen Kunden den Einstieg in die Finanzwelt erleichtern, wobei die Eltern die Kontrolle über die Transaktionen ihrer Kinder behalten. Dieses neue Angebot startet im August und wird im kommenden Jahr weiter ausgerollt. Dabei sollen den jüngeren Nutzern sichere Rahmenbedingungen gewährt werden, um sie schrittweise an finanzielle Themen heranzuführen. In Sachen Vieltrader hat die Bank kürzlich ein Programm eingeführt, das durch steigende Handelsaktivitäten Vergünstigungen bietet. Dieses Kundenbindungsmodell könnte zukünftig auf weitere Bereiche ausgedehnt werden. Während der Fokus in der Vergangenheit auf traditionellen Hausbankdienstleistungen lag, will der Konzern nun vermehrt den Anteil der Kunden erhöhen, die regelmäßig die ING-App nutzen – die sogenannten Mobile Primary Customers. Finanziell musste die ING diverse Rückgänge im Vorsteuergewinn hinnehmen; Ursachen dafür waren unter anderem gesunkene Leitzinsen. Das erklärte Ziel bleibt jedoch eine Verstärkung des Provisionsgeschäfts, um die Abhängigkeit vom Zinsergebnis zu reduzieren. Im Wettbewerb mit dynamischen Neo-Banken will Stoy der Konkurrenz stets einen Schritt voraus sein und somit die Spitzenposition als größte Digitalbank Deutschlands sichern.

