Kapitalflucht aus britischen Anlagen: Liontrust erleidet milliardenschwere Fondsabflüsse
Anleger haben im Laufe des letzten Jahres fast 4 Milliarden Pfund aus den auf das Vereinigte Königreich ausgerichteten Fonds der Liontrust Asset Management PLC abgezogen, ein deutliches Zeichen dafür, dass die inländischen Aktienmärkte angesichts von Kapitalabflüssen unter Druck stehen. Die in der zweiten Börsenliga Großbritanniens, dem FTSE 250, gelistete Fondsgesellschaft verzeichnete bis Ende März netto 6 Milliarden Pfund an Abflüssen aus ihren Fonds, wobei ein Großteil auf ihre Produkte im Bereich der UK-Aktien entfiel. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 4,8 Milliarden Pfund.
Diese Entwicklung ist für Liontrust, das den überwiegenden Teil des Kundenvermögens in britischen Aktien verwaltet, ein herber Rückschlag. Das Unternehmen musste zudem eine schwierige Phase durchstehen, in welcher die Übernahme des Konkurrenten GAM scheiterte und der Aktienkurs um nahezu ein Drittel fiel.
Die aktuellen Zahlen unterstreichen die Schwierigkeiten des UK-Aktienmarktes, dessen Investoren fortwährend Kapital zugunsten internationaler Aktien mit Aussicht auf höhere Renditen umschichten. Laut Forschung der Investmentbank Peel Hunt verzeichneten Fonds, die in britische Unternehmen investieren, 34 Monate in Folge Kapitalabflüsse – eine Entwicklung, die zu niedrigeren Bewertungen für britische Aktien führte und einige Gesellschaften dazu veranlasste, ihre Börsennotierung zu hinterfragen, was wiederum einen Mangel an Börsengängen in London nach sich zog.
Rae Maile, Analyst bei Panmure Gordon, zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Sobald sich die Stimmung gegenüber dem britischen Markt verbessert, wird Liontrust überproportional profitieren.“ Er betont die Bedeutung starker Märkte und besserer Anlageergebnisse, um künftige Zuflüsse, insbesondere in britische Aktien, zu fördern.
Nach Bekanntgabe schossen die Anteile von Liontrust im frühen Handel um mehr als 5 Prozent nach oben, ein Anstieg, der nach Meinung Mailes „die stärkeren Märkte reflektiert, aber auch die Bemühungen des Unternehmens, sich für den Rückkehr der Zuflüsse zu positionieren“. Das gesamte von Liontrust verwaltete Vermögen sank über das Jahr um mehr als ein Zehntel auf 27,8 Milliarden Pfund.
David McCann, Analyst bei Numis, weist jedoch darauf hin, dass „eine offensichtliche Strategie oder ein Katalysator, um die Gruppe zu Nettozuflüssen zurückzuführen, fehlt“.
Es wird spekuliert, ob Liontrust nach dem Ausfall auf der Suche nach einer weiteren Übernahme ist, um das Geschäft zu stärken.
Liontrust führte im letzten Monat erste Gespräche mit Artemis Investment Management über eine mögliche Übernahme, berichtete die Financial Times, offenbar in dem Bestreben, seine UK-Aktienfranchise zu stärken.
Jedoch scheiterte im vergangenen Jahr Liontrusts Gebot für GAM, nachdem die Aktionäre des schweizerischen Vermögensverwalters das Übernahmeangebot ablehnten.
John Ions, CEO von Liontrust, räumte ein, dass das Unternehmen in den letzten 18 Monaten mit „Herausforderungen“ zu kämpfen hatte, wies jedoch darauf hin, dass die Leistung seiner Fonds zunehmend besser wird und dass die Zinsen möglicherweise ihren Höhepunkt erreicht haben. Er ergänzte, dass viele der Kernanlagestrategien – darunter Wachstums-, Klein- und Mittelkapitalisierungsfonds sowie breitere UK-Aktienfonds – zeitweise nicht gefragt waren, was sowohl die Leistung als auch die Zuflüsse beeinträchtigte. (eulerpool-AFX)
