Hintergrund: Jugendliche Gewaltausbrüche
«Das hat etwas damit zu tun, dass sie nie eine Steuerung kennengelernt haben, auch keine Selbststeuerung, um sich in solchen Momenten so zu regulieren, dass es nicht zu diesen dramatischen Ausbrüchen kommt», sagte Uwe Lamm, Geschäftsführer der Berliner Jugendhilfegruppe contact, der Nachrichtenagentur dpa.
Zum Teil spielten genetische Anlagen eine Rolle, erläuterte derweil der Münchner Sozialwissenschaftler Klaus Wahl. Von Bedeutung seien aber vor allem die frühen Erfahrungen. «Das geht schon in der Schwangerschaft los, wenn die werdenden Mütter rauchen oder bestimmte Drogen nehmen.» Prägend sei auch, wenn Kinder misshandelt oder schlecht behandelt würden. «In der Regel ist es eine Art Spirale zwischen dem, wie sich die Persönlichkeiten dieser Kinder selbst entwickeln und wie die Umwelt darauf reagiert.»
Wahl betonte die Bedeutung vorbeugender Ansätze. Täter wegzusperren, sei eine einfache Lösung, aber keine, die das Problem an der Wurzel packe. Wichtiger sei es zum Beispiel, Eltern bei der Erziehung zu helfen. «Man muss auch in den Kindergärten einiges tun. Zum Beispiel werden die Erzieherinnen in ihrer Ausbildung oft nicht dafür gewappnet, mit schwierigen Kindern umzugehen.»
Auch Lamm betonte die Bedeutung der Prävention. «Was wir nur tun können, ist über Training, über Gespräche, über frühzeitiges Eingreifen versuchen, Jugendliche und Kinder dafür zu sensibilisieren, dass es Grenzen gibt.» Oft sei es so, dass dies nicht mehr in den Familien passiere. Es fehle «das System Familie - egal, wie das jetzt auch aussehen mag - das Grenzen setzt, das klarmacht, wo im Konflikt ein Punkt erreicht ist, an dem es nicht weitergehen kann oder an dem man eine Entladung anderweitig suchen muss».